🗳️ Wahlausgang in Zahlen Der sächsische Landtagswahlkreis Görlitz 4 hat am 1. September 2024 einen klaren Akzent gesetzt. Hajo Exner von der AfD gewann das Direktmandat mit 38,4 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen liegt die AfD mit 37,2 Prozent knapp vor der CDU mit 35,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung erreichte 72,1 Prozent. Bemerkenswert ist das zweistellige Ergebnis des BSW mit 11,0 Prozent.
🗺️ Wahlkreis und Zuschnitt Der Wahlkreis 60 umfasst die Stadt Zittau, Seifhennersdorf sowie die Gemeinden Bertsdorf-Hörnitz, Großschönau, Hainewalde, Jonsdorf, Leutersdorf, Mittelherwigsdorf, Oderwitz, Olbersdorf und Oybin. Die Bezeichnung wechselte mehrfach und lautet seit 2014 Görlitz 4.
🕰️ Historische Prägung Historisch dominierte die CDU die Direktmandate. 1999 siegte Heinz Eggert mit 65,0 Prozent, 2004 und 2009 setzte sich Stephan Meyer mit 45,1 bzw. 44,9 Prozent durch. 2019 behauptete Meyer das Direktmandat mit 43,3 Prozent vor der AfD mit 34,0 Prozent. 2024 kippt dieses Bild sichtbar.
📊 Direkt- und Zweitstimmen 2024 Exner siegte direkt mit 38,4 Prozent, gefolgt von Thomas Krusekopf von der CDU mit 34,9 Prozent. In den Zweitstimmen kam die AfD auf 37,2 Prozent, die CDU auf 35,1 Prozent. Das BSW erzielte 11,0 Prozent bei den Zweitstimmen und 9,7 Prozent bei den Erststimmen. Die SPD erreichte 3,8 Prozent bei den Erststimmen und 2,8 Prozent bei den Zweitstimmen, die Grünen 2,4 und 1,8, die Linke 2,1 und 2,7. Kleinere Parteien wie Freie Sachsen mit 2,3 Prozent der Zweitstimmen sowie Tierschutz hier! mit 1,3 Prozent trugen zur Ausdifferenzierung bei.
📈 Beteiligung und Umfang Insgesamt waren 45.313 Bürger wahlberechtigt, 32.659 gaben ihre Stimme ab. Damit stieg die Beteiligung auf 72,1 Prozent.
🧩 Zweipoligkeit und Fragmentierung Die Ergebnisse markieren eine Zweipoligkeit zwischen AfD und CDU bei zugleich wachsender Fragmentierung. Das BSW etabliert sich als neuer Faktor und bindet vor allem Protest und Wechselwähler. Kleinparteien verbreitern zusätzlich das Spektrum, ohne die Kräftebalance an der Spitze zu verändern.
🔄 Verschiebungen gegenüber 2019 Im Vergleich zu 2019 legte die AfD bei den Zweitstimmen zu, die CDU blieb nahezu stabil. Die Linke verlor deutlich. Das neu angetretene BSW erreichte aus dem Stand zweistellige Anteile.
🧭 Politische Einordnung Das Gesamtbild in Görlitz 4 ist eindeutig. Die AfD holt das Direktmandat und verstetigt ihren Führungsanspruch in der Region. Zugleich bleibt die CDU im bürgerlichen Lager bei den Zweitstimmen konkurrenzfähig. Für die Landespolitik gilt: Ohne klare ordnungspolitische Angebote und sichtbare Wirtschaftsperspektiven in der Grenzregion wird der Wettbewerb um die bürgerliche Mitte und verunsicherte Wählerschichten härter.
🗨️ Kommentar der Redaktion Diese Wahl ist ein Weckruf an die etablierten Kräfte. Wer in Ostsachsen Vertrauen gewinnen will, muss Ordnung, Verlässlichkeit und wirtschaftliche Perspektiven voranstellen. Halbherzige Kompromisse und taktische Unschärfen bestrafen die Wähler, wie der Vormarsch der Protestangebote zeigt. Die CDU muss ihr Profil schärfen und mit Substanz führen, das BSW bleibt ein Ventil, kein Programm. Wer jetzt nicht liefert, überlässt die bürgerliche Mitte endgültig anderen.