📰 Präsentation eines außergewöhnlichen Fundes Am 22. August 2025 hat der Freistaat Sachsen einen außergewöhnlichen Fundkomplex aus der späten Bronzezeit vorgestellt: In Klein Neundorf bei Görlitz wurden 310 Objekte mit rund 16 Kilogramm Gesamtgewicht geborgen – Schmuck, Waffen und Geräte, etwa 3.000 Jahre alt. Die Landesregierung sprach von einem Fund von herausragender Bedeutung; archäologisch gilt der Komplex als zweitgrößter Bronzehort in Sachsen und zugleich als größter in der Oberlausitz.
🧮 Umfang und Rang Der geborgene Komplex vereint eine bemerkenswerte Zahl und Vielfalt an Stücken und markiert einen Referenzpunkt für die regionale Ur- und Frühgeschichte. Seine Einordnung als herausragender Hortfund verleiht ihm besonderes Gewicht für künftige Forschung und Vermittlung.
🕰️ Historischer Hintergrund Der nun präsentierte Hortfund knüpft an eine über 100 Jahre alte Spur: Bereits 1900 stießen Kinder bei der Kartoffelernte in Klein Neundorf auf drei Bronzedolche, von denen einer bis heute im Museum in Görlitz zu sehen ist. Angeregt durch diese Vorgeschichte nahmen Fachleute und ehrenamtliche Helfer 2023 das Feld erneut ins Visier – mit Erfolg. Die Auswertung soll mit Blick auf Herkunft, Nutzung und deponierungsbedingte Zusammenhänge neue Erkenntnisse liefern.
🏺 Funddetails und Deutung Die Bilanz der Bergung ist beachtlich: 136 Sicheln, 50 Beile sowie weitere Geräte, Waffen und Schmuckteile lagen nur etwa 50 Zentimeter unter der Oberfläche. Fachlich wird der Komplex als Hortfund interpretiert – demnach handelt es sich wahrscheinlich um bewusst niedergelegte Objekte, die rituellen Zwecken dienten. Die Datierung an das Ende der Bronzezeit um 800 v. Chr. und die Materialanalyse verweisen auf weiträumige Handelskontakte, da Bronze aus Kupfer und Zinn besteht, Rohstoffen, die in der Region nicht vorkommen.
🔬 Bergung und Forschung Zur fachgerechten Sicherung wurde der Fund en bloc geborgen und anschließend im Labor freigelegt; parallel laufen Restaurierung und Forschung. Dieses Verfahren schafft die Grundlage für belastbare Befunde, die den Fundzusammenhang präzise dokumentieren.
🗓️ Ausstellung in Vorbereitung Vorgesehen ist eine Sonderausstellung im Görlitzer Kaisertrutz, voraussichtlich im Jahr 2026. Der öffentliche Auftritt soll erst nach abgeschlossener konservatorischer und analytischer Arbeit erfolgen.
🤝 Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor Die Grabung profitierte maßgeblich vom Zusammenspiel professioneller Archäologie und lizenzierten Sondengängern – ein Beispiel dafür, wie bürgerschaftliches Engagement unter staatlicher Aufsicht Mehrwert stiften kann.
📏 Einordnung und Konsequenzen Der Fund von Klein Neundorf ist mehr als eine lokale Sensation: Er verdichtet das Bild einer hierarchisch organisierten spätbronzezeitlichen Gesellschaft in der Lausitz, die über weite Distanzen vernetzt war. Für den Freistaat bestätigt der Hort die Bedeutung kontinuierlicher Denkmalpflege und des Schatzregals, das Funde dem Staat zuweist und damit die wissenschaftliche Auswertung sichert. Entscheidend ist, die konservatorische und analytische Arbeit mit Ruhe und Sorgfalt voranzutreiben, bevor die Stücke in die Öffentlichkeit treten. So entsteht belastbares Wissen – und erst dann ein Ausstellungserlebnis, das den Rang dieses zweitgrößten Bronzehortes Sachsens angemessen vermittelt.
🗨️ Kommentar der Redaktion Dieser Fund ist ein Lehrstück dafür, dass staatliche Obhut und klare Regeln die richtigen Antworten auf den Umgang mit unserem kulturellen Erbe geben. Das Schatzregal schützt die Wissenschaft vor Stückelung und Spekulation und gehört entschlossen verteidigt. Sensationslust darf die Reihenfolge nicht umkehren: Erst konservieren und auswerten, dann präsentieren. Ehrenamtliche Hilfe ist willkommen, aber ausschließlich im Rahmen lizenzierter und kontrollierter Strukturen. Wer das anders will, riskiert Verluste an Wissen und Substanz.