DAS NEUSTE

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🏛️ Görlitz ordnet die Zukunft: Bauoffensive, Kulturprofil und politischer Realismus

📰 Einordnung Görlitz bewegt sich im Herbst 2025 mit sichtbarer Entschlossenheit zwischen Investitionslust und Haushaltsdisziplin. Großprojekte in Bildung, Kultur und Verkehr kommen voran, während Stadtrat und Verwaltung zugleich um tragfähige Betriebs- und Folgekosten ringen. Diese Gemengelage prägt die Stadtentwicklung ebenso wie ein lebendiges Kulturprofil und eine zunehmend pragmatisch geführte Lokalpolitik.

🏛️ Stadthalle im Fokus Die seit Anfang 2005 geschlossene Stadthalle bleibt das symbolträchtigste Vorhaben. 2024 hat der Stadtrat mit breiter Mehrheit die Sanierung beschlossen – verbunden mit der ausdrücklichen Warnung vor hohen Betriebskostenzuschüssen in den Startjahren. Die Eröffnung ist für Anfang 2029 eingeplant. Politisch trägt Oberbürgermeister Octavian Ursu das Projekt als Baustein der Stadtentwicklung; die nächste OB-Wahl findet im Mai 2026 statt.

🏫 Bildung und Gesundheit Das Förderzentrum „Mira Lobe“ in Königshufen wurde grundhaft modernisiert und am 20. Oktober an die Nutzer übergeben. Dach, Technik und Räume sind erneuert; insgesamt investierte die Stadt 7,4 Millionen Euro, davon 4,2 Millionen Euro aus Fördermitteln. Parallel stockt die Krankenhaus-Akademie ihre Ausbildungskapazitäten deutlich auf: Dank eines Förderbescheids über 5,3 Millionen Euro entstehen bis 2027 mindestens 260 zusätzliche Plätze, der Baustart ist für Anfang 2025 vorgesehen.

🎭 Bühnen und Kulturinfrastruktur Nach dem massiven Wasserschaden von 2022 liegt ein Sanierungskonzept für die „Kleine Semperoper“ und die weiteren Bühnenstandorte vor. Insgesamt sind Investitionen von rund 65 Millionen Euro vorgesehen – knapp 52 Millionen Euro davon für das Theater hinter dem Eisernen Vorhang. Die politische Zustimmung steht, doch die Finanzierung bleibt die Nagelprobe.

🚆 Verkehr und Erreichbarkeit Mit dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember verkürzt sich die Bahnverbindung nach Leipzig um gut 20 Minuten; die Bestzeit liegt dann bei 2:38 Stunden, wenn auch mit wenigen attraktiven Taktlagen. Der neue Eurocity Leipzig–Krakau hält regional in Hoyerswerda und im polnischen Wegliniec, nicht jedoch in Niesky. Ergänzend testet Görlitz im Stadtverkehr eine Nachfrageausweitung: Der D‑Bus wird ab 20. Oktober über Klingewalde hinaus bis Porta und Hornbach verlängert; bei ausreichendem Zuspruch soll das Angebot verstetigt werden.

🏗️ Stadtentwicklung im Detail Um die künftige Stadthalle sinnvoll einzubetten, drängt die Mehrheit im Stadtrat am Filetgrundstück „Katze“ an der Dr.-Kahlbaum-Allee auf ein Hotel statt der bislang geplanten Eigentumswohnungen. Der Oberbürgermeister ist beauftragt, mit den Eigentümern zu verhandeln. Kontroversen um Denkmalschutz und Stadtbildpflege begleiten die Lokalpolitik weiter – prominent sichtbar etwa in der Debatte um die Salomonstraße.

🔬 Wissenschaft und Strukturwandel Der neue Senckenberg-Forschungscampus wächst – verspätet und teurer als geplant. Der Projektumfang liegt inzwischen bei fast 80 Millionen Euro. Das verlängerte Bauende verschafft mehr Zeit für den Umzug, erhöht jedoch den Kostendruck.

🎬 Kulturprofil und Stadtimage Die Dreharbeiten der ARD‑Reihe „Wolfsland“ laufen im zehnten Jahr und stärken die Marke „Görliwood“. Akzente setzt die Region auch jenseits der großen Häuser, etwa mit der Oberlausitzer Kunstauktion, die 2025 vollständig online geht. Sichtbar bleibt die Stadt zudem im bundesweiten Stadtmarketing – zuletzt beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit als Mitglied des Zipfelbundes.

📊 Zahlen und Termine Die zentralen Vorhaben sind zeitlich und finanziell klar umrissen:

  • Stadthalle: Eröffnung Anfang 2029 geplant.
  • Förderzentrum „Mira Lobe“: Ăśbergabe am 20. Oktober; 7,4 Mio. Euro Investition, davon 4,2 Mio. Euro Fördermittel.
  • Krankenhaus-Akademie: 5,3 Mio. Euro Förderung; mindestens 260 zusätzliche Ausbildungsplätze bis 2027; Baustart Anfang 2025.
  • BĂĽhnen: Rund 65 Mio. Euro Gesamtsumme; knapp 52 Mio. Euro fĂĽr das Theater hinter dem Eisernen Vorhang.
  • Bahn: Fahrplanwechsel am 14. Dezember; Bestzeit Görlitz–Leipzig 2:38 Stunden.
  • Stadtverkehr: D‑Bus-Verlängerung ab 20. Oktober bis Porta und Hornbach.
  • Forschungscampus: Projektumfang fast 80 Mio. Euro.

🧭 Fazit Görlitz wählt erkennbar den Weg des nüchternen Fortschritts: investieren, wo Substanz gestärkt wird – bei Schulen, Gesundheitsberufen und kulturellen Ankern – und zugleich die Betriebsphase ehrlich kalkulieren. Stadthalle, Bühnen und wissenschaftliche Infrastruktur können die Stadt als Zentrum der Oberlausitz profilieren, wenn Finanzierung, Nutzungskonzepte und Umfeld – vom potenziellen Hotelstandort bis zur Anbindung per Bahn und Bus – zusammenpassen. Politisch verlangt das einen klaren Prioritätenkompass und die Bereitschaft, Begehrlichkeiten zu begrenzen. Nur so lässt sich die Balance zwischen Ambition und Tragfähigkeit halten.

🗨️ Kommentar der Redaktion Die Richtung stimmt: Investitionen in Substanz sind notwendig, doch sie müssen von belastbaren Betriebsrechnungen begleitet werden. Wer Großprojekte beschließt, sollte zuerst die Folgekosten decken und erst dann neue Wünsche formulieren. Die Stadthalle braucht ein tragfähiges Nutzungskonzept und ein starkes Umfeld – ein Hotel am richtigen Ort kann dabei helfen, ansonsten drohen dauerhafte Zuschüsse. Beim Theater gilt: Qualität sichern, aber die Finanzierung vor dem Ausbau klären. Der Forschungscampus ist Chance und Verpflichtung zugleich; Verzögerungen dürfen nicht zur Kostenblindheit führen. Görlitz gewinnt, wenn Maß und Mitte gelten – nicht, wenn Symbolik über Haushaltstreue siegt.

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