🎭 Auftakt in Görlitz Am Sonntag, dem 19. Oktober 2025, gastiert die Berliner Gruppe „Polyformers“ im soziokulturellen Zentrum Rabryka mit dem immersiven Stück „Auf den Spuren völkischer Siedler“. Das Projekt setzt ein bewusstes Gegengewicht zu verharmlosender „Öko“-Romantik und richtet den Blick auf gegenwärtige rechtsextreme Tendenzen im Gewand von Naturverbundenheit.
🧭 Ziel und Format Ziel des Abends ist die Aufklärung über die Anastasia-Bewegung, die seit 2023 als rechtsextremer Verdachtsfall gilt. Das Format verbindet dokumentarische Elemente mit Spielszenen und setzt auf Immersion; die Wirkung ist spürbar, wie der Regisseur berichtet.
🌲 Hintergrund der Bewegung Die Anastasia-Szene gibt sich naturverbunden und esoterisch, propagiert „Familienlandsitze“ und Selbstversorgung. Hinter dieser Fassade steht jedoch eine antidemokratische, antisemitische und rassistische Ideologie; ideologischer Bezugspunkt sind die Romane des russischen Autors Wladimir Megre, deren Erzählkosmos als Handlungsanleitung gelesen wird.
🏰 Lokaler Bezug Im Fokus stehen auch lokale Bezüge: Die in der Schweiz lebende Aktivistin Wlada Ruggle trat mehrfach im Schloss Ober Neundorf auf, unter anderem mit Workshop, Sommerfest und Volkstänzen. Diese Einbettung zeigt, wie entsprechende Milieus regionale Anknüpfungspunkte suchen.
🧑⚖️ Reaktionen des Schlossherrn Schlossherr Dietrich Kuhn, Mitglied der AfD-Fraktion im Görlitzer Stadtrat, und seine Familie wiesen den Verdacht der Nähe zur Bewegung zurück. Zugleich erklärten sie, Megres Bücher gelesen und zur Lektüre empfohlen zu haben; die Werke enthalten als klar antisemitisch beschriebene Narrative.
🔍 Erkannte Diskrepanzen Das Stück macht die Diskrepanz zwischen harmloser Außendarstellung und zugrunde liegender Ideologie sichtbar und will Zuschauer befähigen, entsprechende Signale im Alltag zu erkennen.
- 🔸 Beschwörung von „Familienlandsitzen“ als Leitbild
- 🔸 Selbstversorgung als gesellschaftliche Ordnungsvorstellung
- 🔸 Esoterische Naturverbundenheit als Fassade politischer Agenda
🎙️ Vorerfahrungen der Gruppe Die „Polyformers“ gastierten bereits mit „König von Deutschland“ zur „Reichsbürger“-Szene um Peter Fitzek in der Rabryka. Mit dem neuen Stück wird diese Dokumentar- und Spielpraxis konsequent auf die Anastasia-Szene übertragen.
⚖️ Bedeutung für die Zivilgesellschaft Das Görlitzer Gastspiel ist mehr als Kulturprogramm: Es ist ein Beitrag zur politischen Hygiene der Zivilgesellschaft. Wer Umwelt- und Heimatpflege ernst nimmt, darf völkische Esoterik und antisemitische Erzählmuster nicht bagatellisieren. Aufklärung durch Kunst – nüchtern, faktengesättigt und bürgernah – setzt dort an, wo staatliche Einstufungen und Berichte nicht automatisch Wahrnehmung verändern: im konkreten Lebensumfeld.
🗨️ Kommentar der Redaktion Wer Verantwortung trägt, muss klar benennen, wenn hinter Naturromantik antidemokratische, antisemitische und rassistische Ideologien stehen. Heimatpflege ist kein Deckmantel für völkische Esoterik, sondern verlangt klare Abgrenzung. Gerade lokale Akteure sind gefordert, Transparenz herzustellen und jede Nähe zu derlei Milieus zu vermeiden. Empfehlungen einschlägiger Literatur sind kein Missverständnis, sondern ein politisches Signal. Kunst, die Missstände offenlegt, stärkt die wehrhafte Demokratie. Wegschauen normalisiert Extremismus – hinsehen schützt die Gemeinschaft.


