📰 Reisepläne im Kriegszustand Der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier erwägt eine Reise nach Moskau – mitten im andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aus Reihen von CDU und CSU kommt scharfer Widerspruch bis hin zum Vorwurf eines möglichen Landesverrats. Frohnmaier rechtfertigt das Vorhaben als Beitrag zu notwendigem Dialog und verweist auf Gespräche Donald Trumps mit Wladimir Putin.
🧭 Rolle und Ankündigung Frohnmaier ist stellvertretender Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion und außenpolitischer Sprecher; in Baden-Württemberg führt er die Landespartei und gilt als enger Vertrauter von Alice Weidel. Ein konkreter Termin steht nicht fest, die Absicht machte er am 10. Oktober 2025 öffentlich.
⚠️ Sicherheitsbedenken aus der Vergangenheit Die Sorge speist sich auch aus früheren Kontroversen: 2019 wurde über eine E‑Mail aus dem Umfeld der russischen Präsidialverwaltung berichtet, in der Frohnmaier als „absolut kontrollierbar“ beschrieben worden sein soll. Zudem pflegen verschiedene AfD-Politiker seit Jahren Kontakte nach Moskau oder nahmen an einschlägigen Veranstaltungen teil.
🚨 Alarmrufe aus der Union Marc Henrichmann (CDU), Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste, erklärte, die AfD sei „immer eine Gefahr für die nationale Sicherheit“; große Teile wirkten „unterwürfig gegenüber Feinden unserer Demokratie – insbesondere Wladimir Putin“. Bei einer Russland-Reise „mitten im Angriffskrieg“ müssten im Bundestag und bei den Sicherheitsbehörden „alle roten Lampen angehen“.
🧑⚖️ Forderung nach Stopp und Prüfung Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter forderte die AfD-Spitze auf, die Reise zu untersagen. Andernfalls sei zu prüfen, ob eine juristische Überprüfung des Abgeordneten denkbar ist. Das Vorgehen gleiche dem eines „Sprachrohrs und verlängerten Arms des Kremls“; Russland nutze russlandfreundliche Parteien gezielt zur Desinformation und Spaltung Europas.
🛡️ CSU spricht von Landesverrat CSU-Generalsekretär Martin Huber wurde besonders deutlich: Alles andere als ein Stopp der Reise sei „Landesverrat“. Frohnmaier sei als „Vasall“ Putins bekannt; die Gefahr, er könne „geheime Informationen an den Kreml weitergeben“ und damit die Sicherheit Deutschlands und Europas gefährden, sei hoch.
🌿 Widerspruch von SPD und Grünen Kritik kommt auch aus SPD und Grünen. SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler hält Frohnmaier für Teil russischer Einflussoperationen. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann erklärte: „Wenn ein AfDler nach Russland reist, ist nichts Gutes zu erwarten.“
🗣️ Frohnmaiers Gegenposition Frohnmaier weist die Vorwürfe zurück. Außenpolitik bestehe nicht im Verweigern von Gesprächen, seriöse Politik suche gerade in Krisenzeiten den Dialog. Wer ihm deshalb Landesverrat unterstelle, müsse folgerichtig auch Donald Trump so beurteilen, der ebenfalls mit Putin gesprochen habe; Trump habe „mehr für den Frieden“ getan als die Regierungsparteien „in den letzten Jahrzehnten“.
🧩 Kontext der AfD-Russlandkontakte In der Vergangenheit traten AfD-Vertreter wiederholt bei russischen Feierlichkeiten auf; zuletzt trafen Tino Chrupalla und Alexander Gauland die russische Botschaft zum „Tag des Sieges“. In Hamburg schloss die AfD-Fraktion jüngst einen Abgeordneten aus, der einen Kongress neofaschistischer Gruppen in Russland besucht hatte.
📌 Bewertung und Risiken Der Vorstoß berührt den Kern staatlicher Verantwortung: Mandatsträger müssen vertrauliche Informationen schützen und außenpolitische Geschlossenheit in Kriegszeiten wahren. Dialogkanäle können legitim sein, doch jeder Schritt Richtung Moskau verlangt maximale Transparenz, klare rote Linien und eine Sicherheitsprüfung, die hybride Einflussnahme ernst nimmt. Solange diese Fragen unbeantwortet bleiben, überwiegt das Sicherheitsinteresse – Zurückhaltung statt Symbolreisen ist geboten.
🗨️ Kommentar der Redaktion Ein ranghoher Oppositionspolitiker, dem seit Jahren Nähe zu Moskauer Kreisen nachgesagt wird, darf in Kriegszeiten keine eigenmächtige Außenpolitik betreiben. Wer Zugang zu vertraulichen Informationen hat, trägt eine Treuepflicht gegenüber Staat und Verbündeten, die jede Privatdiplomatie ausschließt. Der Verweis auf Gespräche Donald Trumps verfängt nicht: Die Lage Europas erfordert Disziplin, nicht Soloaktionen mit hohem Missbrauchsrisiko. Moskau instrumentalisiert solche Reisen propagandistisch – das darf deutsche Politik nicht liefern. Bis zur lückenlosen Sicherheitsprüfung gehört diese Reise gestoppt, und die Parteispitze ist in der Pflicht, Klartext zu reden.


