Das VW-Werk in Zwickau galt einst als Vorzeigeprojekt der Elektromobilität in Deutschland. Milliarden wurden investiert, um den Standort vollständig auf E-Auto-Produktion umzustellen. Doch nun überschlagen sich die Warnungen: schwache Nachfrage, fehlende Modelle, Abwanderung der Produktion – und die Angst vor einem erneuten Stellenabbau wächst.
⚡ Vom Hoffnungsträger zur Sorgenfabrik
Das Zwickauer Werk stand lange als Symbol für den Aufbruch in die Elektro-Zukunft. Heute sieht die Realität anders aus:
- Auslastung laut Experten nur noch bei 50 bis 60 Prozent.
- Mehrere Modelle (ID.3, ID.4, ID.5, Cupra Born) wurden bereits an andere Standorte verlagert.
- Ab 2027 soll nur noch eine Produktionslinie bleiben – mit dem Audi Q4 e-tron. Doch auch dessen Zukunft ist ungewiss, weil Audi eine Verlagerung in die USA prüft.
Professor Werner Olle warnt: „Zwickau wird vom Wachstum der Elektromobilität kaum profitieren.“
👷 IG Metall schlägt Alarm – Zulieferer in Sorge
Während der Konzern schweigt, bestätigt die Gewerkschaft die düsteren Prognosen:
- „Gerade für das Werk in Zwickau brauchen wir dringend eine Lösung“, sagt Jan Otto, IG-Metall-Bezirksleiter.
- Die Autozulieferer in Sachsen fürchten, dass ganze Standorte dichtmachen könnten, wenn Zwickau weiter schrumpft.
- Über 60.000 Arbeitsplätze in 500 Unternehmen hängen direkt oder indirekt an der Produktion in Zwickau.
📉 Experten kritisieren Politik und Management
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer spricht von einer fortlaufenden Deindustrialisierung in Deutschland:
- „Wir verfrühstücken unseren Wohlstand“, warnt er.
- In Berlin gebe es keine Maßnahmen zur Stärkung der Industrie – stattdessen „Pendlerpauschale und Mütterrenten“.
- Auch Branchenkenner Frank Schwope sieht die Auslastung der Werke als „unbefriedigend“ und warnt vor einer globalen Verschiebung der Produktion.
📝 Kommentar: Politik und VW lassen Zwickau im Stich
Zwickau hat seine Hausaufgaben gemacht. Milliarden flossen, die Belegschaft zog mit – und trotzdem droht dem Standort der Niedergang. Schuld sind nicht die Arbeiter, sondern die Manager in Wolfsburg und die Politiker in Berlin, die keine verlässliche Industriepolitik betreiben.
Das Beispiel zeigt: Die Deindustrialisierung in Ostdeutschland ist real. Werkschließungen und Stellenabbau sind nicht nur eine Gefahr für die Wirtschaft – sie sind Sprengstoff für die politische Stabilität. Wenn Arbeitsplätze verschwinden, verliert auch die Demokratie an Vertrauen.
Es ist höchste Zeit, dass Regierung und Konzern endlich ehrlich sagen, wie es mit Zwickau weitergeht – bevor ein weiteres Kapitel ostdeutscher Industriegeschichte geschlossen wird.