🧭 Lage im Überblick
Thyssenkrupp Automation Engineering macht den sächsischen Standort Chemnitz/Hohenstein-Ernstthal bis Mitte 2026 dicht. Betroffen sind rund 270 Beschäftigte, darunter auch Auszubildende. Das Unternehmen begründet den Schritt mit einbrechender Nachfrage im Geschäft mit Anlagen für Batteriemontage in der Autoindustrie, einem geplatzten Großauftrag und ausbleibenden Perspektiven für globale Großprojekte.
🔧 Was der Standort machte
- Entwicklung und Bau von Montageanlagen für die E-Mobilität (Batterie/Modul/Pack).
- Hoher Projektanteil, lange Vorläufe, starke Abhängigkeit von Einzelaufträgen großer OEMs.
- Zuletzt kritische Auslastung – nicht genug neue Aufträge, um den Betrieb zu tragen.
📉 Warum jetzt?
- Marktdelle in der E-Mobilität: OEMs schieben Investitionen, straffen Capex.
- Projektabbruch: Ein eingeplanter Großauftrag kam nicht zustande.
- Pipeline schwach: Für die kommenden Jahre werden keine vergleichbaren Projekte erwartet.
👥 Reaktionen aus der Region
- IG Metall spricht von einem „schwarzen Tag“ für die Region und fordert soziale Verantwortung des Unternehmens.
- Beschäftigte hatten zuletzt für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert.
🧩 Folgen für Chemnitz & Umgebung
- Arbeitsmarkt: Abfluss hochqualifizierter Mechatronik-, Elektro-, SPS- und Robotik-Fachkräfte.
- Zulieferkette: Belastung für lokale Dienstleister (Fräsen, Blech, Kabelkonfektion, Software).
- Standortsignal: Rückschlag für den Sachsen-Automotive-Cluster in der Umbruchphase zur E-Mobilität.
🛡️ Was jetzt für Beschäftigte zählt
- Betriebsrat/IGM: zügig Interessenausgleich & Sozialplan verhandeln (Abfindungen, Transfergesellschaft, Qualifizierung).
- Qualifizierung: zielgerichtet in Automatisierung, Intralogistik, Leistungselektronik-Montage, Prüftechnik, Robotics-Programmierung (SPS, KUKA/FANUC/ABB).
- Wechselpfade:
- Regionale Maschinenbauer, Sondermaschinen/Robotik, Batterie-/Elektronikfertiger, Rail/MedTech.
- Instandhaltung/Industrial IT bei großen Werken im Chemnitzer/Zwickauer Raum.
- Azubis: Übernahme- und Verbundlösungen priorisieren (IHK, Kammern, Verbände).
🧮 Offene Punkte (die geklärt werden müssen)
- Zeitplan der Schließung (Wellen, Abteilungen, Restaufträge).
- Transfergesellschaft: Budget, Dauer, Träger.
- Besetzungsangebote innerhalb der Gruppe (Standortwechsel).
- Hartzonen: Unterstützung für Alleinerziehende, Ältere, Teilzeitkräfte.
🧭 Fazit
Die Schließung ist ein Strategie- und Marktproblem in Echtzeit: zu wenig gesicherte Großaufträge, zu viel Projektabhängigkeit. Ob aus der Kostenmaßnahme ein Kompetenzverlust für die Region wird, entscheidet sich an Sozialplan, Transfer und echter Vermittlung in Zukunftsbereiche – nicht an Pressezeilen.
✍️ Kommentar der Redaktion
Transformation ohne Brücke scheitert.
Wer die E-Mobilität ernst nimmt, darf Anlagenkompetenz nicht abwickeln, sondern umbauen: kleinere, modulare Projekte, Service- und Retrofit-Geschäft, After-Sales, Standardisierung statt Einzelfertigung. Politik und Unternehmen müssen jetzt Tempo machen: Genehmigungen beschleunigen, Weiterbildung fördern, Ansiedlungen von Batterie-, Elektronik- und Robotik-Playern in die Region ziehen.
Maßstab in 18 Monaten: Wie viele Fachkräfte arbeiten noch in Sachsen – und wofür?