🧭 Lage im Überblick
Der Autozulieferer Bosch plant einen drastischen Stellenabbau: Intern ist von einer fünfstelligen Zahl die Rede. Das fällt deutlich höher aus als bisher bekannt. Bereits im Vorjahr war ein Abbau von 9.000 Jobs in Deutschland angekündigt worden – jetzt droht die nächste Welle.
📉 Hintergrund: Rendite unter Druck
- Autosparte: Zielrendite 7 %, erreicht 2024 nur 3,8 %.
- Umsatz 2025: Erwartet wird lediglich ein Plus von rund 2 % auf ~57 Mrd. € (nach leichtem Rückgang 2024).
- Struktur: Bosch gehört mehrheitlich einer Stiftung. Gewinne fließen nicht an Aktionäre, sondern in Unabhängigkeit des Unternehmens und Stiftungsprojekte – dennoch braucht es nachhaltig höhere Erträge.
✂️ Schon erfolgt: Kürzungen & Signalwirkung
- 2024: Weltweit 11.600 Stellen abgebaut, davon 4.500 in Deutschland; weltweit noch ca. 230.000 Beschäftigte.
- Jubiläumsprämien gestrichen: Geld-/Sachgeschenke, Urkunden und Sonderurlaub zu 10/25/40 Dienstjahren fallen weg – gilt konzernweit, inklusive BSH Hausgeräte.
🧩 Warum der Druck so hoch ist
- E-Mobilität: Wegfall klassischer Antriebsjobs, höhere Elektronik-/Software-Anteile.
- Preiskampf & China: Margen sinken, Lokalisierungszwang steigt.
- Standortkosten: Energie, Abgaben, Bürokratie bremsen Investitionen.
- Modellwechsel: Weniger mechanische Fertigung, mehr Halbleiter, Leistungselektronik, Software – aber mit anderen Kompetenzprofilen.
🏭 Was das für deutsche Standorte bedeutet
- Risikobereiche: klassische Motor-/Abgas-Komponenten, mechanische Zerspanung, indirekte Funktionen.
- Stabilisatoren (sofern konsequent umgesetzt): Transfergesellschaften, Qualifizierung in Elektronik & Software, interne Versetzungen in wachsende Bereiche (Batterie-, Brennstoffzellen-Peripherie, Software, Fahrerassistenz, Industrieautomation).
🧮 Was wir wissen / was offen ist
Bekannt:
- „Fünfstelliger“ Abbau geplant.
- Streichung von Jubiläumsleistungen.
- Fortgesetzter globaler Sparkurs.
Offen:
- Standortliste, Zeitplan, soziale Abfederung (Sozialplan, Altersteilzeit, Qualifizierungsbudgets).
- Konkrete Neueinstellungen in Zukunftsbereichen als Gegenbewegung.
🧭 Fazit
Bosch zieht die Kostenbremse, um die Transformation und eine zielgerichtete Rendite zu sichern. Für Beschäftigte bedeutet das Unsicherheit – für den Standort die nächste Bewährungsprobe. Entscheidend wird, ob Bosch den Kahlschlag mit sichtbarer Umschichtung in Zukunftsjobs verbindet – sonst verliert das Unternehmen Kompetenz, die sich nicht einfach zurückkaufen lässt.
✍️ Kommentar der Redaktion
Sparen allein ist keine Strategie.
Bosch muss jetzt beides liefern: harte Effizienz und ein glaubwürdiges Zukunftsprogramm – Halbleiter, Leistungselektronik, Software, Wasserstoff-Peripherie, Industrieautomation.
Die Politik hat Hausaufgaben: Energiepreise runter, Bürokratie halbieren, Steuern/Abgaben planbar machen, Genehmigungen vierteln. Wer Weltmarkt will, darf die Industrie nicht im Kostenmorast stehen lassen.
Maßstab in 12–24 Monaten: Mehrwertschöpfung in Deutschland und neue Einstiege in Zukunftsbereiche – nicht nur kleinere Lohnlisten.