Obergurig / Bautzen (Sachsen). Ein halbstündiges Unwetter hat am Sonntagabend das 2100-Einwohner-Dorf Obergurig schwer getroffen. Von frisch gepflügten Äckern am Mönchswalder Berg löste sich eine gewaltige Schlammlawine und ergoss sich über Straßen, Häuser und die Grundschule. Das Dorf stand über Nacht im Ausnahmezustand.
🌊 Schlammwelle aus den Feldern
„Einer der Ströme war sechs Meter breit – er bedeckte alles mit Schlamm“, sagt Udo Brosig (57) von der Bauverwaltung. Gegen 20 Uhr setzte Starkregen ein, der lose Erde von den Hängen ins Tal spülte. Garagen, Keller und Grundstücke standen meterhoch unter braunem Morast.
Bürgermeister Thomas Polpitz erklärte: „So etwas gab es hier noch nie.“ Besonders betroffen waren Hauptstraße und Wilthener Straße – beide überzogen mit einer dicken Schlammschicht.
🚜 Helfer im Dauereinsatz
Dorfbewohner, Bauern und Baufirmen griffen sofort zu schwerem Gerät. Bis tief in die Nacht kämpften sie mit Schaufeln und Radladern gegen die braunen Massen. Drei Feuerwehren waren bis drei Uhr im Einsatz.
Am Montagmorgen schoben Helfer Schneisen zum Schulhof frei, damit die Kinder überhaupt ihre Klassenräume erreichen konnten. Auch die restaurierte „Alte Schmiede“ aus dem 18. Jahrhundert wurde beschädigt – dort drang der Schlamm ebenfalls ein.
📝 Kommentar der Redaktion – Klartext
Sachsen erlebt immer häufiger solche Extremwetter-Ereignisse. Die Katastrophe von Obergurig zeigt: Gemeinden brauchen besseren Schutz gegen Hangwasser und Schlammlawinen. Es darf nicht sein, dass ganze Orte vom Wetter überrascht werden, weil Äcker falsch bepflügt oder Schutzanlagen fehlen.
Politik und Landwirte müssen gemeinsam Lösungen finden: bessere Bödenutzung, Auffangbecken, Entwässerungssysteme. Obergurig ist ein Warnsignal. Die Bewohner haben mit Zusammenhalt das Schlimmste verhindert – doch auf Dauer darf man sich nicht allein auf Dorfgemeinschaft und Feuerwehr verlassen.
