Europa blickt in Richtung Winter – mit gefüllten Speichern, aber auch mit Unsicherheiten. Die Energiekrise von 2022 scheint überwunden, doch neue politische Spannungen, Zölle und geopolitische Risiken werfen Fragen auf: Bleibt es bei einem warmen, sicheren Winter oder droht erneut Unruhe auf den Energiemärkten?
📊 Speicherstände: solide, aber niedriger als früher
Laut Gas Infrastructure Europe sind die Gasspeicher der EU derzeit zu etwas über 80 Prozent gefüllt. Damit liegen die Werte unter den Spitzenwerten der letzten Jahre (90 %), aber klar über dem kritischen Niveau von 2021.
Analysten sehen darin einen stabilen Puffer, auch wenn extreme Kälteperioden oder sehr schnelle Entnahmen zu kurzzeitigen Engpässen führen könnten.
🌍 Diversifizierung wirkt
Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine hat Europa seine Energieversorgung umgestellt:
- LNG aus Norwegen, Katar und den USA ersetzt große Teile russischer Lieferungen.
- Erneuerbare Energien wurden deutlich ausgebaut.
- Importabhängigkeiten von Moskau wurden reduziert – Gasimporte von 45 % auf 19 %, Ölimporte von 27 % auf 3 %.
Damit hat Europa seine Verwundbarkeit klar verringert.
🇺🇸 Trumps Energiezölle als Unsicherheitsfaktor
US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf Brüssel: Käufer russischer Energie sollen mit hohen Zöllen belegt werden.
- Indien wurde bereits mit 50 % Zöllen bestraft.
- China verhandelt noch, dürfte aber aufgrund seiner Wirtschaftskraft milder behandelt werden.
- Die EU steht vor der Frage, ob sie sich anschließt – mit Konsequenzen für Energiepreise und Versorgung.
🚫 Ende des Gastransits durch die Ukraine
Am 1. Januar läuft der letzte Transitvertrag zwischen Moskau und Kyjiw aus. Die Ukraine will keine russischen Gasdurchleitungen mehr zulassen.
- Länder wie Österreich, die Slowakei und Ungarn spüren dies stärker.
- Westeuropa ist weniger betroffen, da Speicher gefüllt und alternative Lieferungen gesichert sind.
- Preissprünge blieben bislang begrenzt, da die Märkte vorbereitet waren.
🛡️ Kommentar der Redaktion
Europa hat seine Hausaufgaben gemacht: volle Speicher, neue Partner, mehr Erneuerbare. Doch die Politik bleibt ein unkalkulierbarer Risikofaktor. Ein Winter wie 2022 mit Rekordpreisen scheint unwahrscheinlich – dennoch können Zölle, geopolitische Eskalationen oder ein besonders harter Winter die Stabilität gefährden. Die Abhängigkeit von politischen Entscheidungen ist Europas wahre Schwachstelle.