📉 Einbruch auf historischem Tiefstand
Die deutsche Chemieindustrie steckt in der schwersten Krise seit mehr als 30 Jahren. Laut dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) fiel die Kapazitätsauslastung im 2. Quartal 2025 auf nur 71,7 % – der niedrigste Wert seit 1991. Rentabel arbeiten die Anlagen erst ab rund 82 % Auslastung.
Besonders hart trifft es den Osten: Schkopau, Böhlen, Leuna und Bitterfeld-Wolfen – einst Leuchttürme der Industrie – geraten ins Wanken.
👷 Bedrohte Arbeitsplätze
- In Sachsen-Anhalt sind mehr als 26.000 Menschen direkt in der Chemie beschäftigt.
- An jedem Chemiejob hängen im Schnitt drei weitere Stellen in Zulieferbetrieben, Logistik oder Dienstleistungen.
- In Schkopau und Böhlen drohen durch geplante Schließungen bei Dow rund 500 Jobs zu verschwinden.
Chemieexpertin Nora Schmidt-Kesseler bringt es auf den Punkt:
„Die Hütte brennt. Hohe Energiekosten, überbordende Bürokratie und Trumps Zollpolitik bedrohen unsere Wettbewerbsfähigkeit.“
🔌 Energie, Bürokratie, Billigimporte – ein toxischer Mix
Die Liste der Probleme ist lang:
- Hohe Energiepreise: Besonders Gas und Strom belasten die Kosten.
- Billigimporte: Kunststoffe und Düngemittel aus Asien und Nahost drücken die Preise.
- Bürokratie & Genehmigungen: Lange Verfahren bremsen Investitionen.
- Politische Unsicherheit: Fehlende Planungssicherheit für Unternehmen.
„Viele stillgelegte Anlagen fehlen in den Wertschöpfungsketten – das schafft neue Abhängigkeiten und kostet Jobs“, warnt der Sprecher von InfraLeuna.
🏛️ Politik unter Druck
Auch die Politik ist alarmiert:
- Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) signalisierten zuletzt in Leuna Unterstützung.
- Doch die Forderungen der Branche sind deutlich:
- Verlässliche Energiepreise
- Investitionssicherheit
- Abbau von Regulierung & Bürokratie
- Revision von Stromsteuer und Netzumlagen
„Entscheidend ist, dass den Worten jetzt auch Taten folgen“, so InfraLeuna.
🚀 Hoffnung auf Aufholjagd
Trotz der Dramatik sehen Experten Chancen:
- Mit klaren politischen Maßnahmen und besserer Kommunikation könne die Chemie wieder wachsen.
- Schmidt-Kesseler: „Eine spektakuläre Aufholjagd ist möglich – aber nur, wenn der politische Wille da ist.“
📌 Fazit
Die Chemiekrise ist mehr als eine Branchenkrise – sie bedroht ganze Regionen in Ostdeutschland.
Wenn jetzt nicht entschieden gehandelt wird, drohen Massenentlassungen und eine Deindustrialisierung, die kaum aufzuhalten wäre.