KIEW – Mit einem strategischen Straferlass gelingt der Ukraine ein bemerkenswerter Schritt: Über 29.000 Deserteure kehrten freiwillig zurück in die Reihen der Streitkräfte. Doch gleichzeitig wächst die Zahl der Fahnenflüchtigen dramatisch weiter – ein Spagat zwischen Hoffnung und Krise.
🔁 Tausende Soldaten kehren in den Dienst zurück
Zwischen dem 29. November 2024 und August 2025 meldeten sich laut Ermittlungsbüro-Direktor Olexij Suchatschow mehr als 29.000 Kämpfer zurück, die sich zuvor unerlaubt von ihrer Einheit entfernt hatten. Möglich machte dies ein neues Amnestiegesetz, das Straffreiheit für Ersttäter garantiert – sofern sie sich freiwillig zurückmelden.
„Das Gesetz wurde gemeinsam mit dem Militär entwickelt“, so Suchatschow gegenüber Interfax-Ukraine.
📈 Mehr als 122.000 neue Fälle von Fahnenflucht
Trotz der Rückkehrer bleibt die Bilanz besorgniserregend: 122.000 neue Fälle von Desertion wurden im selben Zeitraum verzeichnet. Insgesamt sind seit Kriegsbeginn rund 224.000 Fahnenfluchten aktenkundig – ein massives Problem für die Moral und Einsatzbereitschaft der Armee.
😓 Ursachen: Überlastung, Angst, Trauma
Hinter dem massenhaften Weglaufen steckt mehr als Pflichtvergessenheit:
- monatelange Fronteinsätze ohne Ablösung
- traumatische Erlebnisse
- schlechte Ausrüstung und Versorgung
- psychischer Druck und Angst vor Tod oder Verwundung
⚖️ Amnestie – eine umstrittene Notlösung
Während die Regierung das Gesetz als Erfolg feiert, sehen Kritiker darin eine Verzweiflungsmaßnahme. Die Armee gewinnt zwar Soldaten zurück, doch strukturelle Probleme wie Überlastung und schlechte Betreuung bleiben ungelöst.
🔮 Bedeutung für den Kriegsverlauf
In einem Abnutzungskrieg wie dem gegen Russland zählt jeder einzelne Soldat. Die Amnestie wirkt wie ein kurzfristiger Rettungsanker – doch langfristig braucht die Ukraine tiefgreifende Reformen im Wehrdienstsystem, um den Krieg durchhalten zu können.
