BERLIN – Deutschlands Energiewende gerät ins Stocken – nicht wegen mangelnder Produktion, sondern wegen eines überlasteten Stromnetzes. Im ersten Halbjahr 2025 mussten so viele erneuerbare Energien abgeregelt werden wie nie zuvor. Grund ist der stockende Netzausbau, der den grünen Strom nicht dorthin bringt, wo er gebraucht wird.

📉 Erneuerbare im Stau – Rekord bei der Drosselung
Trotz idealer Wetterbedingungen und wachsender Kapazitäten bei Wind- und Solaranlagen mussten bundesweit gigawattweise Einspeisungen gekappt werden. Besonders stark betroffen: Norddeutschland, wo Windräder bei starkem Wind vom Netz genommen werden mussten – obwohl im Süden zeitgleich Strombedarf herrschte.

🔌 Flaschenhals Stromnetz – Ausbau kommt nicht hinterher
Deutschland will bis 2045 klimaneutral sein. Doch während der Ausbau von Windparks, PV-Anlagen und Offshore-Strom boomt, bleibt der Ausbau der Übertragungsnetze weit zurück. Hochspannungsleitungen wie „SuedLink“ oder „Ultranet“ verzögern sich durch langwierige Genehmigungen und Widerstand vor Ort.

Fehlende Speicherkapazitäten, z. B. in Form von Batteriespeichern oder Wasserstoffprojekten, verschärfen das Problem zusätzlich.

🛑 Abregelung kostet Millionen – und hemmt Klimaziele
Jedes Mal, wenn Strom aus erneuerbaren Quellen abgeregelt wird, entstehen Entschädigungszahlungen an Anlagenbetreiber – finanziert durch Netzentgelte der Verbraucher. Die Kosten für diese sogenannten Einspeisemanagement-Maßnahmen liegen bereits im mittleren dreistelligen Millionenbereich – allein für das erste Halbjahr 2025.

🌍 Fazit: Deutschland produziert mehr grünen Strom, als es nutzen kann
Das Paradoxe: Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung steigt, doch ein wachsender Teil wird ungenutzt vernichtet. Ohne schnelleren Netzausbau, modernisierte Netzsteuerung und Speicher-Infrastruktur droht ein Teufelskreis: Mehr grüne Energie, weniger Nutzen, höhere Kosten.