🆘 Deutschland startet Luftbrücke für Gaza – doch Hilfswerke schlagen Alarm
Gaza/Berlin – Seit wenigen Tagen lässt Israel wieder mehr Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Am Mittwoch will Deutschland gemeinsam mit Jordanien eine Luftbrücke starten. Doch die geplante Maßnahme sorgt für massive Kritik von Hilfsorganisationen. Warum genau? Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Hintergründe.
🔒 Warum ist der Zugang zu Gaza so schwierig?
Aktuell ist der Grenzübergang Kerem Schalom zwischen Israel, Gaza und Ägypten die einzige offene Route für Hilfslieferungen. Weitere Übergänge – wie Erez oder Rafah – bleiben weitgehend blockiert. Selbst Hilfsgüter, die bereits in Ägypten gelagert werden, müssen aufwendig nach Kerem Schalom gebracht werden – wo sie einer umfassenden israelischen Sicherheitskontrolle unterzogen werden.
Die LKW werden dabei vollständig entladen, jede Palette einzeln geprüft – sogar Rollstühle oder Gehhilfen werden mitunter beanstandet. Wird ein einziger Gegenstand als „verdächtig“ eingestuft, muss der gesamte LKW zurück und eine neue Genehmigung beantragt werden.
📉 Wie viele LKWs erreichen derzeit Gaza?
Nach monatelanger Blockade passierten vergangene Woche erstmals wieder 600 LKWs mit humanitären Gütern die Grenze – notwendig wären laut UN jedoch 600 bis 700 LKW pro Tag, um die 2,1 Millionen hungernden Menschen zu versorgen. Aktuell kommt also nur etwa ein Drittel der benötigten Hilfe an.
✈️ Deutschlands Luftbrücke: Ein Symbol oder wirkliche Hilfe?
Bundeskanzler Friedrich Merz kündigte gestern den Start einer Luftbrücke nach Gaza an. Abgeworfen werden sollen Nahrungsmittelpakete per Fallschirm. Doch viele Experten sehen die Aktion kritisch:
- 35-mal teurer als Hilfstransporte per LKW (CHA)
- Hoher logistischer Aufwand mit ungewissem Ertrag
- Kaum Kontrolle, wer die Pakete tatsächlich erreicht
- Erhöhtes Risiko für Zivilisten durch fehlgeleitete Abwürfe
„Dies ist die unsinnigste Luftbrücke, die es je gab.“ – Centre for Humanitarian Action
Hilfswerke wie Ärzte ohne Grenzen oder das World Food Programme (WFP) argumentieren: Es gäbe genug Lebensmittel in der Region – man müsse sie nur besser über Land verteilen dürfen.
💥 Was passiert mit den Hilfspaketen am Boden?
Kritiker warnen: Sobald die Pakete am Boden landen, regiert das Gesetz des Stärkeren. Wer zuerst dort ist, sichert sich die Hilfe – häufig nicht die Schwächsten. Zudem könnten Teile der Lieferung in die Hände der Hamas geraten, weiterverkauft oder beschlagnahmt werden. Eine koordinierte, faire Verteilung ist praktisch nicht möglich.
📢 Internationale Reaktionen: Merz unter Druck
Während 29 Staaten, darunter Frankreich, Großbritannien und Kanada, Israel jüngst zur Öffnung aller Übergänge drängten, unterzeichnete Deutschland die Forderung nicht. Das sorgt zusätzlich für Kritik.
Zugleich zeigt der internationale Druck erste Wirkung: Israel ließ vergangene Woche erstmals wieder internationale Hilfstransporte passieren – ein Zeichen, dass politische Einflussnahme durchaus Wirkung zeigt.
🧾 Fazit: Symbolpolitik statt Strukturhilfe?
Die Luftbrücke nach Gaza mag gut gemeint sein – aber sie kommt zur falschen Zeit und auf dem falschen Weg. Statt spektakulärer Symbolpolitik fordern NGOs strukturelle Lösungen: Mehr offene Grenzübergänge, schnellere Genehmigungen, effiziente Sicherheitskontrollen. Nur so kann den Menschen in Gaza nachhaltig und sicher geholfen werden.