Forscher entdecken Bausteine des Lebens in weit entferntem Sternensystem
Heidelberg / V883 Orionis – Kommt das Leben auf der Erde womöglich aus dem Weltall? Diese jahrzehntealte Frage erhält durch aktuelle Forschungsergebnisse neue Nahrung. Ein internationales Team unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Astronomie in Heidelberg hat in einem jungen Sternensystem komplexe organische Moleküle nachgewiesen – die als Vorstufen des Lebens gelten könnten.
🧪 Ethylenglykol und Glykolnitril: Die Bausteine vor den Bausteinen
Im etwa 1350 Lichtjahre entfernten System V883 Orionis, das sich gerade erst zu einem vollwertigen Stern entwickelt, fanden Forscher mithilfe des ALMA-Radioteleskops in Chile unter anderem Ethylenglykol und Glykolnitril – zwei Moleküle, die in der chemischen Evolution als Vorbilder komplexer organischer Verbindungen gelten.
„Diese Substanzen könnten die Grundlage für Aminosäuren, Nukleobasen oder sogar Zucker bilden – zentrale Bestandteile von DNA und RNA“, erklärt Mitautorin Kamber Schwarz.
🌍 Ist das Leben auf der Erde außerirdisch?
Die Studie widerspricht der gängigen Annahme, dass sich komplexe Moleküle nur in stabilen Sternensystemen entwickeln können. V883 Orionis befindet sich noch in einer chaotischen Entstehungsphase mit intensiver Strahlung, Schockwellen und Gasausbrüchen – Bedingungen, bei denen bislang angenommen wurde, dass chemische Komplexität zerstört wird.
Stattdessen zeigt sich: Solche Moleküle entstehen schon in frühen Phasen – noch bevor Planeten überhaupt existieren. Damit könnten sie in interstellaren Staub- und Gaswolken vorkommen, von denen neue Systeme gespeist werden.
🛰️ Häufigkeit im Universum? Hinweise auf universellen Prozess
Bereits in unserem Sonnensystem wurden Aminosäuren, Zucker und Nukleobasen in Meteoriten und Kometen nachgewiesen. Die Entdeckung von Ethylenglykol und Co. in V883 Orionis legt nahe, dass sich diese Bausteine überall im Universum bilden könnten – ein Hinweis auf eine universelle chemische Evolution, die Leben begünstigt.
„Womöglich tragen neu entstehende Planetensysteme diese Moleküle von Anfang an in sich“, heißt es in der Studie in den Astrophysical Journal Letters.
🔭 Noch ungelöste Signaturen: Was kommt als Nächstes?
Die Forscher sind sich sicher: Die aktuellen Entdeckungen sind erst der Anfang. „Wir haben noch nicht alle Signaturen entschlüsselt“, so Schwarz. Höher aufgelöste Daten sollen die Existenz der Moleküle bestätigen – und könnten noch komplexere Verbindungen offenbaren.
Co-Autor Fadul ergänzt:
„Vielleicht müssen wir andere Bereiche des elektromagnetischen Spektrums untersuchen. Wer weiß, was wir noch alles finden?“
🚀 Fazit: Leben ist kein irdisches Privileg
Die Ergebnisse werfen fundamentale Fragen auf: Ist Leben eine kosmische Selbstverständlichkeit? Wenn sich lebenswichtige Moleküle in vielen Teilen des Universums bilden, wäre das Leben auf der Erde nicht einzigartig, sondern Teil eines größeren, interstellaren Prinzips.