📰 Die Filter-Revolution beginnt in Dresden
Am Anfang stand Unzufriedenheit – und eine gute Portion Erfindergeist. Im Jahr 1908 setzte sich die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz mit Hammer, Nagel und Löschpapier an den Küchentisch – und schuf aus einer Konservendose den weltweit ersten gebrauchsfähigen Kaffeefilter. Der Start eines Unternehmens, das heute über 6.000 Mitarbeiter weltweit beschäftigt und einen Umsatz von 2,3 Milliarden Euro erwirtschaftet.
👩🔬 Melitta Bentz: Die Frau hinter der Idee
Geboren 1873 in Dresden als Amalie Auguste Melitta Liebscher, hatte sie genug von Kaffeesatz im Mund. Die Haushaltsgeräte ihrer Zeit waren unpraktisch, das Kaffeetrinken eine Geduldsprobe. Mit einer durchlöcherten Dose und dem Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes Willy gelang ihr der Durchbruch. Die neue Methode brachte endlich klaren, krümelfreien Kaffee in die Tassen – ein Novum für damalige Verhältnisse.
📜 Patent und Unternehmensgründung
Im selben Jahr reichte sie beim Patentamt ein Schutzrecht für ihren „Kaffeefilter mit gewölbtem Boden und schräg gerichteten Durchflusslöchern“ ein. Mit einem Startkapital von nur 72 Pfennigen gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Hugo das Unternehmen „M. Bentz“. Der erste Produktionsort: ein Zimmer in der elterlichen Wohnung.
📈 Der Aufstieg zur Marke „Melitta“
1911 ließ sich Bentz den Markennamen „Melitta“ schützen. Auf Messen präsentierte sie selbst ihre Filterkaffee-Methode. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Bereits 1909 wurden 1.200 Filter verkauft. Die Nachfrage wuchs rasant, es folgten neue Produktionsräume, der Einstieg in den Export und 1929 schließlich der Umzug nach Minden in Nordrhein-Westfalen – auch aus steuerlichen Gründen.
⛓️ Die dunkle Seite: NS-Zeit und Zwangsarbeit
Ein dunkles Kapitel begann mit dem Eintritt von Sohn Horst Bentz in die SS und NSDAP. Die Melitta-Werkzeitung hetzte gegen Juden, es kam zur Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Das Unternehmen wurde als „Nationalsozialistischer Musterbetrieb“ ausgezeichnet. Eine kritische Aufarbeitung dieses Abschnitts erfolgte erst spät und nur in Ansätzen.
🔄 Von der Nachkriegszeit zur Weltmarke
Melitta Bentz verstarb 1950, doch ihr Unternehmen wuchs weiter. Die Filter wurden weiterentwickelt, der Name „Melitta“ wurde Synonym für Filterkaffee. Auch heute, im Zeitalter von Vollautomaten und Kapseln, ist der klassische Filterkaffee in Deutschland ungebrochen beliebt: 66 % trinken ihn regelmäßig – mehr als in jedem anderen europäischen Land.
🌍 Bedeutung für Kultur und Wirtschaft
Melitta Bentz ist mehr als eine Unternehmerin: Sie steht für weibliche Innovationskraft, deutsche Gründergeschichte und die Veränderung alltäglicher Gewohnheiten. Ihre Erfindung hat Deutschland kulinarisch geprägt – und wirtschaftlich einen Weltkonzern hervorgebracht.
📌 Fazit: Eine Idee, die Deutschland veränderte
Melitta Bentz hat gezeigt, wie viel Kraft in alltäglicher Unzufriedenheit liegen kann – und wie aus einer simplen Idee eine globale Erfolgsgeschichte wird. Ihre Filter-Idee ist ein Sinnbild für praktischen Erfindergeist, Pioniergeist und die Fähigkeit, aus der Küche heraus die Welt zu verändern.