Deutschland – Die gesetzliche Alterssicherung steht auf wackeligen Beinen: Mehr als eine von vier Personen mit mindestens 45 Jahren Beitragszeiten bekommt weniger als 1.300 Euro Rente im Monat ausgezahlt. Im Schnitt liegt die Rente dieser 5,5 Millionen Menschen bei 1.668 Euro – deutlich moderat, wenn man bedenkt, wie viele Jahre eingezahlt wurde.
⚖️ Regionale Unterschiede & Geschlechter-Gefälle
Ein deutliches Ost-West-Gefälle prägt das Bild:
Region | Durchschnittsrente |
---|---|
Hamburg | 1.787 € |
Westdeutschland | 1.729 € |
Ostdeutschland | 1.527 € |
Thüringen | 1.491 € |
Anhand dieses Beispiels wird klar: Auch bei voller Beitragsdauer bleibt die Rente regional sehr unterschiedlich.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Männer erhalten im Durchschnitt 1.778 Euro, Frauen 1.449 Euro – ein klares Indiz für niedrigere Erwerbszeiten oder Teilzeitarbeit bei Frauen.
📊 Balkendiagramm
Das folgende Diagramm zeigt die durchschnittliche Rente nach 45 Versicherungsjahren in wichtigen Regionen:

🧾 Warum so niedrige Renten trotz 45 Beitragsjahren?
- Mischung aus beitragspflichtigen und beitragsfreien Zeiten: Zeiten in Ausbildung, Arbeitslosigkeit, Elternzeit oder Teilzeit reduzieren die tatsächlich angerechneten Beitragsmonate.
- Teilzeit und Unterbrechungen: Selbst längere Teilzeit-Stellen wirken sich negativ auf das Rentenniveau aus.
- Unterschied zwischen Rente und Gesamteinkommen: Die Rente allein definiert nicht den Lebensstandard – Hinzu kommen Ehegatten-Renten, Betriebsrenten oder private Zusatzversicherungen.
📢 Kritik und politische Reaktionen
Linken-Abgeordneter Dietmar Bartsch weist auf die Schwäche der Politik hin:
„Wenn jeder vierte Rentner nach 45 Jahren Arbeit mit weniger als 1300 Euro auskommen muss, ist das ein Armutszeugnis für die Politik.“
Er fordert eine grundlegende Rentenreform: Alle Erwerbstätigen – nicht nur solche in abhängiger Stellung – müssen in die gesetzliche Rente einzahlen.
🛡 Ministerin Bas vs. Realität
Bundessozialministerin Bärbel Bas plant eine Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 % – das bedeutet: Die Rente soll im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen nicht sinken. Doch Kritiker sehen das als „Drohverheißung“:
- Ein stabiler Prozentsatz bedeutet keinen realen Zugewinn – nicht für die Betroffenen.
- Länder wie Frankreich oder Österreich liegen bereits bei über 80 % Ersatzrate.
🔮 Die große Frage: Wie geht es weiter?
- Arbeitswelt: Steigt Teil- und Minijob-Anteil weiter, brechen auch die Rentenerwartungen.
- Demografie: Immer weniger Beitragszahler müssen immer mehr Rentner bezahlen – die Belastung wächst.
- Politische Stellschrauben: Erhöhung der Beitragszeiten, Einbezug aller Erwerbstätigen, Beitragserhöhungen oder Systemwechsel stehen im Raum.
✅ Fazit
Trotz jahrzehntelanger Beitragszeiten ist die Rentenhöhe vieler Rentner oft unzureichend. Ein Viertel mit unter 1.300 Euro ist ein struktureller Weckruf. Reformen und politischer Mut sind nötig, um das Rentensystem krisenfest zu gestalten – nicht nur als Prozentwert, sondern mit Wirkung in der Brieftasche der Menschen.