Wenn selbst Fußball nicht mehr verbindet
Berlin. Auf dem Rasen des FC Bundestag rollt der Ball – aber nicht mehr für alle. AfD-Abgeordnete sind raus. Nach langem Ringen hat der traditionsreiche Fußballverein der Bundestagsabgeordneten beschlossen, Mitglieder der AfD künftig nicht mehr mitzuspielen zu lassen. Eine Entscheidung, die zeigt: Die politische Brandmauer steht inzwischen auch auf dem Fußballplatz.
⚽ Wenn die Kabine politisch wird
Was früher überparteilich funktionierte, scheint heute unmöglich. „Das Miteinander, die Kabinengespräche, das Frotzeln – das war schön,“ erinnert sich Jörn König von der AfD, der nicht mehr dabei ist.
Fritz Güntzler (CDU), neuer Vorsitzender und Kapitän des FC Bundestag, sagt hingegen klar: „Die AfD hat den Grundwertekonsens verlassen.“ Der Verein stehe für Weltoffenheit, Toleranz und Demokratie. Das passe nicht mehr zur heutigen AfD.
Die Entscheidung war kein leichter Schritt
🏟️ Fußball verbindet – aber nicht um jeden Preis
„Ich bedauere es einerseits,“ räumt Güntzler ein. „Aber wir können nicht mehr so tun, als wäre die AfD eine normale demokratische Partei.“
Der Auslöser war das mittlerweile berüchtigte Treffen in Potsdam, bei dem AfD-Politiker, rechte Vordenker und Unternehmer über Deportationsfantasien diskutierten. Innerhalb des Vereins und auch bei gegnerischen Mannschaften wurden die Stimmen lauter, dass man das nicht mehr ignorieren könne.
Satzung wird verschärft
📝 Brandmauer auf dem Papier
Der FC Bundestag will seine Satzung jetzt noch einmal klarer formulieren. Denn das Landgericht Berlin hatte festgestellt, dass der bisherige Ausschluss formal nicht gedeckt war – schließlich sei der Verein „offen für Politiker aller Parteien“.
Güntzler betont: „Wir stehen für Demokratie. Wer das untergräbt, kann hier nicht mehr mitspielen.“
Die große Frage im Kleinen
🔍 Fußball als Spiegel der Gesellschaft
Kann man mit der AfD umgehen, indem man sie ausschließt? Oder wäre gerade der Fußballplatz ein Ort, um im Gespräch zu bleiben?
Jörn König (AfD) glaubt jedenfalls, dass er irgendwann wieder für den FC Bundestag spielen wird. Andere Vereinsmitglieder halten das für naive Rhetorik – oder eine bewusste Strategie, um die Opferrolle zu pflegen.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die Frage, wie man mit der AfD umgeht, stellt sich im Bundestag genauso wie auf dem Fußballfeld.
Der alte Fußballspruch sagt: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz.“ Im Moment heißt sie: Ohne AfD.