Das Bild zeigt einen geöffneten hölzernen Sarg in einem steinernen Sarkophag, wie er im Magdeburger Dom gefunden worden sein könnte. Im Sarg liegen gut erhaltene menschliche Skelette, deren Knochen größtenteils vollständig sind. Der Schädel ist deutlich sichtbar, ebenso der Brustkorb, das Becken und die langen Knochen der Beine. Rund um das Skelett sind Überreste von Stoffen erkennbar – rote und blaue Textilfragmente mit angedeutetem Rautenmuster, teils zerfallen und verschmutzt von Erde. Links neben dem Becken sind mehrere Eierschalenfragmente zu sehen, die symbolisch für Auferstehung stehen könnten. Das Holz des Sarges wirkt stark verwittert, rissig und dunkel verfärbt. Der Boden ist mit einer Mischung aus Sedimenten und organischem Material bedeckt. Das gesamte Bild vermittelt den Eindruck einer sensiblen archäologischen Situation von hoher historischer Bedeutung.

Graböffnung im Magdeburger Dom bringt Sensation ans Licht

Magdeburg – Bei den laufenden Sanierungsarbeiten im Magdeburger Dom sorgt die Öffnung des Grabes von Kaiser Otto I. für eine historische Sensation. Archäologen haben erstmals seit Jahrhunderten den hölzernen Innensarg geöffnet – und stießen auf bemerkenswert gut erhaltene menschliche Überreste.

Ist es wirklich Otto der Große?

Die Funde lassen aufhorchen: Im Sarg befinden sich die Knochen eines älteren Mannes mit außergewöhnlicher Körpergröße für das Mittelalter – rund 1,79 Meter. Das entspricht mindestens zehn Zentimetern über dem Durchschnitt der damaligen Zeit. Auch anatomische Spuren deuten darauf hin, dass der Mann ein geübter Reiter war – ein Hinweis, der perfekt zum Lebensstil des ersten Kaisers des Heiligen Römischen Reichs passt.

Landesarchäologe Harald Meller ist zuversichtlich: „Alles spricht für Otto. Wir hoffen, dass wir das bald auch genetisch beweisen können.“

Rekonstruktion des Kaiserantlitzes geplant

Besonders spektakulär: Die Erhaltung des Schädels ist so gut, dass eine detailgetreue Gesichtsrekonstruktion möglich sein wird. „In spätestens einem bis eineinhalb Jahren werden wir dem Kaiser ins Gesicht sehen können – wenn es denn wirklich Otto ist“, so Meller.

Textilien, Eierschalen und mysteriöse Spuren

Neben den Gebeinen fanden die Archäologen wertvolle Textilien – darunter auffällige rote und blaue Stoffe mit Rautenmuster. Auch Eierschalen wurden entdeckt. Diese gelten in der christlichen Symbolik als Zeichen der Auferstehung. Ob sie zeitgleich mit der Bestattung oder später ins Grab gelangten, ist noch unklar.

Der hölzerne Sarg selbst stammt wohl aus der Zeit nach dem verheerenden Brand des Doms im Jahr 1207, als Otto I. in den Neubau umgebettet wurde. Deutliche Hebelspuren am Sarkophag weisen darauf hin, dass der Sarg mehrfach geöffnet wurde – aus bisher ungeklärten Gründen.

Eine der spannendsten Ausgrabungen Europas

„Wir haben hier eines der spannendsten Skelette des Abendlandes vor uns“, betont Meller. Die Kombination aus Größe, Zustand und Lage der Überreste sei eine absolute Seltenheit.

Trotz der Graböffnung bleibt der Magdeburger Dom für Besucher weiterhin geöffnet. Gottesdienste finden regulär statt. Die Arbeiten an der Grabstätte laufen innerhalb einer eigens errichteten Holzeinhausung im Hohen Chor des Doms.

Rückkehr in die letzte Ruhestätte bis 2026

Nach Abschluss aller Analysen sollen die sterblichen Überreste Ottos I. bis Mitte nächsten Jahres feierlich wieder im Magdeburger Dom beigesetzt werden – diesmal in einem neuen Holzsarg.

Otto der Große – Vater Europas

Otto I., geboren 912, gestorben 973, gilt als eine der Schlüsselfiguren der europäischen Geschichte. Als Gründer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation prägte er die Entwicklung Europas nachhaltig. Mit der Gründung des Erzbistums Magdeburg im Jahr 968 legte er zudem den Grundstein für den Aufstieg der Stadt als religiöses und kulturelles Zentrum.

Ministerpräsident Reiner Haseloff unterstreicht die Bedeutung: „Das Grab Ottos des Großen ist von herausragender kulturhistorischer Bedeutung. Wir sind verpflichtet, diesen Ort deutschen und europäischen Gedächtnisses zu bewahren.“

Von Redaktion

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