Angesagt

Vom Untergang Roms bis zum Westen heute: Gerd Dönni warnt vor kultureller Erosion

Vom Imperium zur Identitätskrise: Was wir aus dem Untergang Roms lernen könnten

Brig/Zittau – Der Schweizer Altphilologe und Historiker Gerd Dönni zieht in einem aktuellen Interview Parallelen zwischen dem kulturellen Verfall des Römischen Reiches und heutigen Entwicklungen im Westen. Seine These: Auch die moderne Gesellschaft steht am Scheideweg – nicht durch äußere Bedrohungen, sondern durch den eigenen Identitätsverlust.

Ein Lehrer, der Geschichte lebt und lehrt

Gerd Dönni, 59 Jahre alt, ist einer der profiliertesten Gelehrten der Schweiz. Seit 1991 unterrichtet er Latein, Griechisch und Geschichte am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig. Er gilt als tiefgründiger Denker, praktizierender Katholik und kritischer Beobachter der Zeit. Seine Kommentare stoßen regelmäßig auf Zustimmung wie Widerspruch – auch aus entgegengesetzten politischen Lagern.

Kulturelle Selbstaufgabe statt äußere Gefahr

Dönnis zentrales Argument lautet: Nicht Kriege oder Wirtschaftskrisen bedrohen die Stabilität westlicher Zivilisation, sondern der fortschreitende Verlust an gemeinsamen Werten. Ähnlich wie in der Spätantike sei eine innere Auflösung im Gange. Damals wie heute entstehe eine Leere, wo einmal kulturelle Überzeugung war.

Er erinnert an den Kirchenvater Augustinus, der mit seinem Werk De civitate Dei (Vom Gottesstaat) auf den Zusammenbruch Roms antwortete – nicht mit Resignation, sondern mit geistiger Orientierung.

Wokeismus als Angriff auf das Fundament

Dönni beschreibt die sogenannte „woke Kultur“ als eine Form des radikalen Individualismus, die traditionelle Maßstäbe infrage stellt – angefangen bei Sprache, über Geschichte bis hin zur Religion. Sein Vorwurf: „Der Wokeismus ist kein Dialogangebot, sondern ein Kreuzzug gegen das Christentum – und gegen das geistige Erbe des Westens.“

Dabei kritisiert er nicht die Idee von Gerechtigkeit oder Inklusion, sondern eine Haltung, die kulturelle Wurzeln ablehnt, anstatt sie weiterzuentwickeln.

Ein Mahner mit Gegenwartsbezug

Dönni beruft sich unter anderem auf Stimmen wie J. D. Vance, Autor und US-Senator, der in seinen Werken auf soziale Desintegration, geistige Leere und die Bedeutung familiärer und religiöser Bindungen hinweist. Beide verbindet die Warnung vor einer westlichen Gesellschaft, die ihre Grundlagen dem Zeitgeist opfert.

Fazit: Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie lehrt

Dönnis Warnung ist keine nostalgische Rückschau, sondern eine Einladung zur Selbstreflexion. Er fordert, Geschichte nicht nur zu studieren, sondern ihre Lehren ernst zu nehmen – insbesondere dann, wenn Zivilisationen beginnen, sich selbst zu vergessen.

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