Berlin – Die Deutsche Bahn, bekannt für Zugausfälle, Chaos im Fahrplan und notorische Verspätungen, sorgt nun auch auf höchster Führungsebene für Kopfschütteln: Konzernchef Richard Lutz soll seinen Posten räumen – aber nicht sofort, sondern erst im Jahr 2026. Eine Entscheidung, die Kritiker als weiteres Symbol für das Trägheitsproblem des Staatskonzerns werten.
Wie aus Regierungskreisen bekannt wurde, haben sich der Aufsichtsrat und das Bundesverkehrsministerium auf einen schrittweisen Führungswechsel verständigt. Der neue Bahnchef – der noch nicht offiziell benannt wurde – soll den Übergang ab 2025 vorbereiten. Lutz selbst wird bis dahin an Bord bleiben und den Umbau begleiten.
Kritik aus Wirtschaft und Politik: „Zögerlichkeit statt Konsequenz“
Dass ein Wechsel an der Bahnspitze nötig sei, darüber herrscht in Berlin parteiübergreifender Konsens. Denn der Zustand des Unternehmens ist alarmierend: marode Infrastruktur, massive Kostenexplosionen bei Großprojekten wie „Stuttgart 21“, schlechte Pünktlichkeitsquoten – nur jeder zweite Fernzug erreichte zuletzt sein Ziel pünktlich.
„Die Bahn funktioniert nicht – und das seit Jahren. Warum bleibt der Chef noch weitere zwei Jahre?“, fragt sich nicht nur die Opposition. Auch Gewerkschaften und Verkehrsverbände fordern einen echten Neuanfang – ohne Übergangsrituale, sondern mit Reformdruck und Konsequenz.
Symbol für ein größeres Problem?
Der verzögerte Abschied Lutz’ wird von Beobachtern als Sinnbild für das systemische Problem der Bahn gewertet: Trägheit, Unentschlossenheit und politische Rücksichtnahme, wo eigentlich konsequente Führung gefragt wäre.
Dabei hatte Bundeskanzler Scholz bereits in seiner Regierungserklärung 2022 von einem „Deutschlandtempo“ gesprochen – doch bei der Bahn scheint dieses noch lange nicht angekommen zu sein.
Was sich ändern müsste
Ob ein neuer Vorstand allein die Lösung bringt, ist fraglich. Es geht nicht nur um Personal, sondern auch um Struktur:
Mehr Eigenverantwortung statt politischer Einflussnahme
Schnellere Planung und Umsetzung von Bauprojekten
Digitalisierung und Sanierung des maroden Netzes
Besseres Management und kundenorientiertes Denken
Fazit: Ein Wechsel, der zu spät kommt?
Die Deutsche Bahn steht sinnbildlich für viele Probleme der öffentlichen Infrastruktur in Deutschland. Der verspätete Abschied von Richard Lutz reiht sich in eine lange Liste verpasster Chancen ein. Für einen echten Neustart braucht es mehr als einen neuen Chef – nämlich den politischen Willen, die Bahn vom Sorgenkind zur Vorzeige-Infrastruktur zu machen.