Dresden, 11. September 2024 – Ein spektakulärer Brückeneinsturz erschütterte am frühen Mittwochmorgen die sächsische Landeshauptstadt. Gegen 3 Uhr stürzte ein etwa 100 Meter langer Abschnitt des westlichen Brückenzuges der Carolabrücke ein. Die Brücke verbindet seit Jahrzehnten Dresdens Altstadt mit der Neustadt – ein Verkehrsknotenpunkt, der täglich von tausenden Menschen genutzt wird.
Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt: Nur wenige Minuten vor dem Einsturz hatte die letzte Straßenbahn die Brücke überquert. Fußgänger und Radfahrer waren um diese Uhrzeit nicht unterwegs. Dennoch hinterlässt das Ereignis ein Gefühl der Erschütterung – nicht nur in Dresden.
Ursachen: Warnungen wurden ignoriert
Bereits im Jahr 2021 hatte ein TÜV-Gutachten massive Schäden an der Brückenkonstruktion festgestellt. Die Bewertung: „nicht ausreichend“. Der eingesetzte Spannstahl aus DDR-Zeiten zeigte deutliche Anzeichen von Korrosion und Rissbildung. Dennoch blieb eine grundlegende Sanierung aus. Nun ist die Brücke teilweise eingestürzt – mit Ansage.
Ein hinzugezogenes Expertengremium bestätigte: Rund 70 Prozent der tragenden Elemente waren durch Spannungsrisskorrosion geschädigt. Die Belastung durch jahrzehntelangen Straßen- und Straßenbahnverkehr hatte der Konstruktion schwer zugesetzt.
Folgen für Stadt und Bürger
Der öffentliche Nahverkehr musste großräumig umgeleitet werden. Besonders die Straßenbahnlinien sind betroffen.
Zwei Fernwärmeleitungen wurden bei dem Einsturz beschädigt. In Teilen der Stadt kam es zu temporären Ausfällen der Heizversorgung.
Der Schiffsverkehr auf der Elbe war ebenfalls unterbrochen, da Trümmerteile in den Fluss gestürzt waren.
Die Aufräumarbeiten und der kontrollierte Abriss der betroffenen Brückenteile dauerten Wochen. Experten gehen davon aus, dass ein vollständiger Neubau frühestens im Jahr 2035 fertiggestellt werden kann. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf über 100 Millionen Euro.
Symbol einer bundesweiten Infrastruktur-Krise
Die Carolabrücke wird zum Symbol für ein Problem, das weit über Dresden hinausreicht. Laut Bundesrechnungshof ist ein erheblicher Teil der deutschen Infrastruktur – vor allem Brücken – in marodem Zustand. Der Einsturz ruft nach Konsequenzen: mehr Investitionen, schnellere Entscheidungsprozesse, weniger Bürokratie.
Stimmen aus der Region
„Das ist ein strukturelles Versagen auf vielen Ebenen“, so ein Dresdner Bauingenieur gegenüber unserer Redaktion. Anwohnerinnen und Anwohner zeigen sich bestürzt: „Jahrelang hat man zugeschaut, wie die Brücke bröckelt – jetzt ist sie weg.“
Fazit: Der Einsturz der Carolabrücke ist mehr als ein Dresdner Problem. Es ist ein Weckruf für ganz Deutschland – Infrastruktur braucht Pflege, Verantwortung und rechtzeitiges Handeln. Alles andere kann lebensgefährlich werden.