DAS NEUSTE

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🧓 Aktivrente und Realität: Warum viele Senioren kaum profitieren

🧭 Debatte und Lebenswirklichkeit Die Politik will Erwerbsarbeit im Rentenalter attraktiver machen – mit steuerlichen Entlastungen und mehr Flexibilität. In der Lebenswirklichkeit profitieren davon vor allem gesunde, qualifizierte und finanziell besser gestellte Ältere. Wer mit gesundheitlichen Einschränkungen lebt, körperlich belastende Berufe hinter sich hat oder Angehörige pflegt, hat von neuen Privilegien häufig wenig. Selbst Befürworter zielgerichteter Anreize müssen einräumen, dass pauschale Steuerboni an der sozialen Schieflage im Alter wenig ändern.

🏛️ Politischer Hintergrund Die Aktivierung älterer Erwerbstätiger wird mit der Bewältigung von Fachkräftemangel und demografischem Druck verknüpft. Der Ansatz lautet: Arbeit im Ruhestand soll sich stärker lohnen. Aus der Wohlfahrt kommt Widerspruch: Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands warnt, eine „Aktivrente“ begünstige vor allem wohlhabende Rentner und übergehe jene, die es gesundheitlich oder biografisch nicht mehr schaffen. Damit rückt die Gerechtigkeitsfrage ins Zentrum.

🎯 Wer eher profitiert Begünstigt sind Personen mit akademischen Laufbahnen, planbaren Arbeitszeiten und geringen körperlichen Belastungen. Sie können Stunden aufstocken, Beratungsaufgaben übernehmen oder freiberuflich arbeiten – und so steuerliche Vorteile überhaupt realisieren.

🧱 Wer selten profitiert Menschen mit verschlissenen Erwerbsbiografien, etwa aus Bau, Pflege, Logistik oder Gastronomie, haben faktisch geringe Zuverdienstchancen. Häufige Diagnosen, geringe Restleistungsfähigkeit und fehlende „leichte“ Anschlussjobs begrenzen die Möglichkeiten – unabhängig von Steuererleichterungen.

🛠️ Strukturelle Hürden Arbeitsplätze sind nicht automatisch alters- und gesundheitsgerecht. Ohne Prävention, ergonomische Anpassungen und echte Teilzeitoptionen bleiben Aktivierungsappelle Symbolpolitik. Hinzu kommen Betreuungspflichten – von der Pflege von Partnern oder Eltern bis zur Enkelbetreuung –, die Erwerbsarbeit im Alter zusätzlich erschweren.

⚖️ Verteilungseffekte Steuerfreie Zuverdienste wirken regressiv, wenn sie vor allem von einem vergleichsweise fitten und qualifizierten Teil der Senioren genutzt werden. Wer im Alter auf Grundsicherung angewiesen ist, stößt auf Anrechnungen und Freibetragsgrenzen, die zusätzliche Arbeit kaum lohnend machen. Erforderlich sind präzise justierte Freibeträge, damit Mehrarbeit im Portemonnaie ankommt – und nicht nur in Tabellen.

🧩 Standortlogik versus Sozialbalance Aus Unternehmenssicht ist zusätzliche Seniorenerfahrung willkommen. Gesellschaftlich muss jedoch gelten: Leistung soll sich lohnen, ohne die Solidarsysteme auszuhöhlen. Eine Aktivrente, die Mitnahmeeffekte erzeugt, ohne die Schwächsten zu entlasten, verfehlt dieses Ziel.

🧮 Politische Konsequenzen Eine konservative Renten- und Arbeitsmarktpolitik muss fiskalisch solide und zugleich gerecht sein. Pauschale Steuerprivilegien setzen Anreize, lösen aber die Kernprobleme nicht: Es fehlen altersgerechte Jobs, es bestehen gesundheitliche Hürden, und die Absicherung im unteren Einkommensdrittel bleibt ungenügend.

📝 Drei Schritte mit Wirkung Zielführend sind drei Maßnahmen, die die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit schließen.

  • Zielgenaue Freibeträge fĂĽr BedĂĽrftige statt GieĂźkanne.
  • Konsequente Förderung alters- und gesundheitsgerechter Arbeit.
  • Entlastungen in Pflege und Betreuung, damit Erwerbsarbeit im Alter praktisch möglich wird.

✅ Fazit Nur eine Aktivrente, die die Schwächsten mitdenkt, altersgerechte Arbeitsbedingungen fördert und Anreize präzise setzt, wird mehr als ein Wohlstandsbonus für die Falschen. So wird der Anspruch auf Leistungsgerechtigkeit im Alter eingelöst.

🗨️ Kommentar der Redaktion Leistung muss sich lohnen, doch pauschale Steuerprivilegien mit Verteilungsblindheit sind keine konservative Lösung. Wer arbeiten kann, soll arbeiten – aber ohne Mitnahmeeffekte und ohne die Solidarsysteme zu unterminieren. Notwendig sind klare, zielgenaue Freibeträge und Priorität für alters- und gesundheitsgerechte Arbeit statt teurer Symbolpolitik. Ohne Entlastungen in Pflege und Betreuung bleibt die Aktivrente leere Rhetorik. Ehrlichkeit gehört dazu: Nicht jeder kann im Alter mehr arbeiten, und diese Realität muss Politik in gerechte, fiskalisch solide Regeln übersetzen.

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