Berlin – Es klingt wie eine bittere Ironie der Geschichte: Ein Metall, das den Namen Germanium trägt, wurde 1886 in Freiberg entdeckt – doch die Bundesrepublik ist heute nahezu vollständig auf Importe angewiesen. Und ausgerechnet China, das rund 80 Prozent der weltweiten Förderung kontrolliert, diktiert die Bedingungen.
📉 Preise explodieren, Abhängigkeit wächst
Seit China im Sommer 2023 seine Exportpolitik verschärfte, kletterte der Preis für Germanium von etwa 1.000 Dollar auf fast 5.000 Dollar pro Kilogramm. Für die Rüstungs- und Hightech-Industrie ist das ein Schock, denn Germanium ist unverzichtbar für:
- Wärmebildsysteme im Leopard-2-Panzer und im Schützenpanzer Puma
- Radarsysteme des Eurofighters
- Drohnen-Technik mit Infrarotlinsen
- Glasfasernetze für abhörsichere Kommunikation
- Hochsensible Halbleiter und Photonik
Ohne dieses Metall läuft weder moderne Verteidigungstechnik noch zukunftsfähige Infrastruktur.
🔥 Bundeswehr mitten in der Rüstungswende
Gerade jetzt investiert Deutschland Milliarden in neue Panzer, Drohnen und modernisierte Schützenpanzer. Doch die Versorgung mit Germanium hängt am Tropf Pekings. Zwar konnten Importe aus anderen Ländern wie Dänemark, Belgien oder Südkorea teilweise Lücken füllen – doch oft handelt es sich dabei um Re-Exporte chinesischen Germaniums.
Die Mengen sinken: 2022 importierte Deutschland 10,5 Tonnen, 2024 nur noch 5,3 Tonnen. Gleichzeitig explodieren die Preise – zuletzt auf über 3.800 Euro pro Kilo.
🏭 Industrie zeigt sich gelassen – noch
Offiziell geben sich Industrieverbände entspannt. Händler versichern, Germanium sei verfügbar, „letztlich ist es eine Frage des Preises“. Doch im Hintergrund schlagen die steigenden Kosten bereits durch: Die Rüstungsindustrie trifft es besonders hart, da Infrarotoptiken ohne Germanium schlicht nicht funktionieren.
Zivilindustrien wie Elektronik und Glasfasernetze können teilweise ausweichen, die Verteidigung nicht. Damit wird ein Rohstoff, der mengenmäßig unbedeutend erscheint, zu einem strategischen Risiko erster Ordnung.
🌍 Peking hält Europa in der Hand
Obwohl neue Förderprojekte in Kanada, den USA und Afrika geplant sind, bleibt die Realität: Kurzfristig kann niemand China ersetzen. Peking könnte jederzeit den Hahn zudrehen – und damit die größte deutsche Rüstungsoffensive seit Jahrzehnten gefährden.
Die EU versucht mit dem „Critical Raw Materials Act“ gegenzusteuern, Recycling zu fördern und alternative Partnerschaften aufzubauen. Doch diese Initiativen brauchen Jahre. Bis dahin entscheidet China über Deutschlands Nachschub.
📝 Kommentar der Redaktion
👉 Deutschland hat über Jahrzehnte seine Rohstoffabhängigkeit vernachlässigt. Dass ein Metall mit dem Namen Germanium heute fast ausschließlich aus China kommt, ist ein Sinnbild für diese Fahrlässigkeit.
👉 Für die Bundeswehr bedeutet das: Milliarden fließen in neue Rüstungsgüter – doch ohne garantierten Zugriff auf kritische Metalle droht ein technologisches Fiasko.
👉 Für die Bundesregierung heißt es: weniger schöne Sonntagsreden, mehr Rohstoffsicherung. Wer Panzer bestellt, muss auch die Materialien sichern, mit denen deren Optiken funktionieren.