Berlin. Ab Montag, den 15. September, wird es ernst: Mehr als 100 Entsorgungsunternehmen in Deutschland kündigen verschärfte Kontrollen der Biotonnen an. Wer seine braune Tonne falsch befüllt, muss künftig mit empfindlichen Strafen rechnen. Hintergrund ist die neue Bioabfall-Verordnung, die bereits seit Mai gilt und nun strenger durchgesetzt werden soll. Ziel: weniger Fremdstoffe und Plastik im Bioabfall – maximal drei Prozent Fremdstoffe, maximal ein Prozent Kunststoffanteil.
📍 Wo wird kontrolliert?
- Westdeutschland: nahezu flächendeckend
- Ostdeutschland: Schwerpunktkontrollen in Rostock, Salzwedel, Magdeburg, Dessau-Roßlau sowie bei den Stadtwerken Schmalkalden-Meiningen.
- In Berlin selbst bleibt die Lage vorerst überschaubar – doch Experten erwarten, dass auch hier bald flächendeckend kontrolliert wird.
🗑️ Wer kontrolliert?
Die Abfallunternehmen selbst. Müllwerker prüfen beim Entleeren die Tonnen. Teilweise kommen Detektionsgeräte in Müllwagen zum Einsatz, die falsch befüllte Tonnen automatisch erkennen.
⚖️ Welche Strafen drohen?
Einen bundesweit einheitlichen Bußgeldkatalog gibt es nicht – das entscheiden die Kommunen. Beispiele:
- Landkreis Reutlingen (BW): „Rote Karte“ für Fehlbefüllung – die Tonne bleibt stehen. Sonderleerung: 83,90 € (240 Liter).
- Kreis Freudenstadt (BW): Müllwagen mit Scannern – Fehltonnen bleiben ungeleert.
- Magdeburg (ST): Aufkleber zur Nachsortierung, sonst keine Leerung.
✅ Was gehört in die Biotonne?
- Küchenabfälle: Obst, Gemüse, Brot, Speisereste, Kaffeesatz mit Filter, Eierschalen
- Gartenabfälle: Blumen, Laub, Rasenschnitt, unbehandeltes Holz, Sägespäne
- Kleintierstreu & Federn (biologisch abbaubar)
- Kleine Mengen Papier (Küchenrolle, Zeitung)
🚫 Verboten: Haustierkot, Windeln, Kunststoff, „kompostierbare“ Plastiktüten
🛡️ Tipps gegen den Gestank
- Feuchte Abfälle vorher antrocknen lassen oder in Zeitungspapier wickeln
- Tonne kühl und schattig aufstellen
- Regelmäßig mit Essigwasser reinigen
- Boden mit Zeitung oder Sägespänen auslegen
- Kaffeepulver oder Natron als Geruchskiller nutzen
📊 Hintergrund
Laut NABU (2023) besitzen 63 % der deutschen Haushalte eine Biotonne. In 16 % der Landkreise gibt es keine Pflichttonne, 14 % bieten sie nur freiwillig an. Großstädte mit Müllverbrennungsanlagen sammeln deutlich weniger Bioabfälle als Städte ohne Verbrennungsanlagen.
📝 Fazit
Die Biotonnen-Polizei ist Realität – Bürger müssen sich ab Montag auf schärfere Kontrollen einstellen. Wer falsch entsorgt, riskiert hohe Zusatzkosten und Bußgelder. Die Politik verspricht sich dadurch eine sauberere Umwelt – für viele Bürger wird es jedoch ein weiteres Ärgernis im Alltag.
🖊️ Kommentar der Redaktion
Ein Staat, der Müllwerker zu Kontrolleuren macht, setzt auf Misstrauen statt Eigenverantwortung. Natürlich ist eine saubere Bioabfall-Trennung wichtig. Aber bevor man Bürgern mit Strafen droht, sollte man dafür sorgen, dass flächendeckend Biotonnen verfügbar sind und die Bürger praxisgerechte Informationen erhalten. Strafen allein schaffen kein Umweltbewusstsein.