Vom ostpreußischen Jungen zum Überlebenden: Wie Leo Thiel den Albtraum des Jahres 1945 überlebte – und warum seine Geschichte heute wichtiger ist denn je
Ostpreußen / Mecklenburg-Vorpommern – Als Leo Thiel im Januar 1945 durch die eisige Weite Ostpreußens floh, war er gerade einmal 15 Jahre alt. Es war die letzte Phase des Zweiten Weltkriegs, und die Front der Roten Armee näherte sich unaufhaltsam. Gemeinsam mit seiner Mutter und seinen drei Brüdern trat Leo die Flucht in den Westen an – ohne Vater, ohne Habseligkeiten, ohne Gewissheit, je anzukommen.
❄️ Flucht über das Eis – Todesangst im Gepäck
Die Familie zog tagelang durch Kälte, Hunger und Bombenhagel. Immer mit dabei: die Angst vor sowjetischen Soldaten, die sich tief ins Gedächtnis des damals pubertierenden Jungen einbrannte. Leo erinnert sich:
„Es waren Stunden des Grauens. Jeder Moment konnte der letzte sein. Wir hatten nur ein Ziel: überleben.“
Die Familie überquerte auf dem Weg nach Westen zugefrorene Flüsse, kämpfte sich durch Dörfer voller Leichen und fliehender Menschen. Die Kriegsmaschinerie hatte das Land in eine Trümmerwüste verwandelt. Leo Thiel hat diese Erlebnisse Jahrzehnte später öffentlich geschildert, u. a. in Beiträgen für den NDR, auf Instagram und in Videoformaten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
🧓 Ein Zeitzeuge mit leiser Stimme – und klarer Botschaft
Leo Thiel berichtet ohne Pathos, aber mit eindringlicher Klarheit. Seine Worte klingen nach – gerade in einer Zeit, in der immer weniger Zeitzeugen übrig sind, um das unermessliche Leid des Krieges zu schildern.
„Ich erzähle das nicht, um Mitleid zu bekommen. Ich erzähle, weil ich will, dass es nie wieder passiert.“
In seinen Erinnerungen spricht er nicht nur über Flucht und Tod, sondern auch über Verlust, Heimatlosigkeit und den Wert von Frieden. Seine Geschichte ist nicht spektakulär, aber sie steht für Millionen. Für jene Generation, die keine Kindheit hatte – sondern nur Krieg.
📚 Ein Buch, das noch nicht geschrieben ist?
Bisher liegt kein offizielles Buch oder biografisches Werk über Leo Thiel vor. Seine Geschichte ist nur in Videoausschnitten, Kurzinterviews und Social-Media-Beiträgen dokumentiert. Dabei wäre seine Biografie ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur in Deutschland – und eine Mahnung an die Gegenwart.
🗨️ Kommentar: Die letzten Erzähler des Grauens
Leo Thiels Fluchtgeschichte erinnert uns daran, dass Krieg nicht nur in Zahlen gemessen werden kann. Er hinterlässt Spuren in Seelen – und sie verschwinden, wenn wir aufhören, zuzuhören. Es wäre Zeit, seine Erlebnisse in einem Buch oder Dokumentarfilm zu bewahren, bevor diese Generation endgültig verstummt.