Berlin – Die Sozialdemokraten ziehen auf ihrem Parteitag in Berlin einen Schlussstrich unter eine bewegte Ära. Am Samstag verabschiedet sich der abgewählte Kanzler Olaf Scholz offiziell von seiner Partei. Auch die langjährige Parteichefin Saskia Esken nimmt Abschied. Die SPD steht vor einem personellen und inhaltlichen Neuanfang.
Scholz zieht Bilanz – der letzte Auftritt als Kanzler
Zum Auftakt am Samstagmorgen sprach Scholz ein letztes Mal als Kanzler zu den Delegierten. In seiner Abschiedsrede zog er Bilanz über seine Regierungsjahre – eine Zeit geprägt von Krisen, Kriegen und Herausforderungen. Die Stimmung auf dem Parteitag war von Wehmut, aber auch von der Suche nach Aufbruch geprägt.
Neue Doppelspitze – Klingbeil und Bas übernehmen
Bereits am Freitag wurde die neue Doppelspitze gewählt: Neben Lars Klingbeil, der im Amt bleibt, übernimmt nun Bärbel Bas, bisherige Bundestagspräsidentin, den Vorsitz der SPD. Sie ersetzt damit Saskia Esken, die sich nach intensiven Jahren aus der Parteiführung zurückzieht.
Ehrliche Worte von Heil und Klüssendorf
Der scheidende Arbeitsminister Hubertus Heil übte deutliche Selbstkritik:
„Wir sind zu langweilig. Wir müssen wieder interessanter werden.“ Gleichzeitig zeigte er sich dankbar für das Vertrauen der Partei, trotz eigener Enttäuschung über den Verlust seines Spitzenpostens.
Auch der künftige Generalsekretär Tim Klüssendorf sparte nicht mit klaren Worten:
„Das Ausmaß unserer Niederlage ist dramatisch.“ Dennoch betonte er den Willen der Partei, wieder aufzustehen und neu durchzustarten.
Ukraine-Kurs bleibt hart – klare Ansage von Klingbeil
In seiner Rede stellte Lars Klingbeil unmissverständlich klar, dass die SPD an ihrem Kurs in der Ukraine-Politik festhält. Eine Annäherung an Russland oder Gespräche mit Putin, wie sie Teile der Partei fordern, lehnt Klingbeil kategorisch ab:
„Mit mir wird es keinen anderen Weg in der Ukraine-Politik geben.“
Dank und Abschied – Standing Ovations für Esken
Emotional wurde es, als Klingbeil seiner scheidenden Co-Chefin Saskia Esken dankte:
„Wir haben immer einen gemeinsamen Weg gefunden.“
Er kritisierte zugleich den oft überzogenen öffentlichen Umgang mit ihr. Die Delegierten dankten Esken mit langanhaltendem Applaus und stehenden Ovationen.
Die SPD vor dem Neuanfang
Der Parteitag markiert das Ende der Ära Scholz und Esken. Mit Klingbeil und Bas an der Spitze will die SPD aus ihrer tiefen Niederlage bei der Bundestagswahl lernen und den Weg zurück zu alter Stärke finden.