Rechte Jugendgruppen gewinnen in Dresden an Zulauf

Zunahme extremistischer Jugendgruppen in Sachsen

Dresden – Der Zulauf junger Menschen zu rechtsextremen Gruppen in Sachsen nimmt spürbar zu. Der sächsische Verfassungsschutz schlägt Alarm: Vor allem in Dresden organisieren sich rechte Jugendgruppen wie die „Jungen Nationalisten“ und die neue Szene „Elblandrevolte“. Diese Gruppen gewinnen insbesondere unter jungen Männern an Popularität – häufig über soziale Medien.

Neue Szene: „Elblandrevolte“ in Dresden aktiv

Eine besonders auffällige Gruppierung ist die sogenannte Elblandrevolte, die seit Anfang 2024 in Dresden aktiv ist. Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass sich rund 40 junge Menschen in diesem Netzwerk organisiert haben. Ihre Aktivitäten reichen von Demonstrationen bis hin zur gezielten Online-Propaganda auf TikTok, Telegram und Instagram.

TikTok statt Parteiveranstaltung: Radikalisierung im Netz

Die neuen rechten Jugendgruppen unterscheiden sich von älteren Kameradschaften durch moderne Anspracheformen: Mit rebellischer Ästhetik und popkulturellen Codes erreichen sie Jugendliche in digitalen Räumen. Experten warnen vor einer „ästhetisch aufpolierten Radikalisierung“, bei der rechtsextreme Inhalte unter dem Deckmantel von Freiheit, Heimatliebe oder politischem Protest verbreitet werden.

Gewaltbereitschaft und Schulterschluss mit extremen Szenen

Der sächsische Verfassungsschutz und das Bundeskriminalamt (BKA) beobachten eine wachsende Gewaltbereitschaft unter diesen Gruppen. Die Hemmschwelle zur Anwendung von Gewalt sinke. Die Jugendlichen vernetzen sich dabei auch mit extrem rechten Szenen in anderen Bundesländern oder dem benachbarten Ausland. Die politisch motivierte Kriminalität in Deutschland erreichte 2024 mit rund 84 000 Fällen ein Rekordhoch – über die Hälfte davon mit rechter Motivation.

Forderung nach gezielter Prävention

Sicherheitsbehörden fordern nun verstärkte Präventionsprogramme. „Wir müssen Jugendliche frühzeitig mit demokratischen Angeboten erreichen, bevor sie in die Fänge dieser Gruppen geraten“, so ein Sprecher des Innenministeriums. Auch Schulen, Jugendsozialarbeit und digitale Aufklärung sollen künftig stärker eingebunden werden, um der Entwicklung gegenzusteuern.

Kommentar: Die Politik hat weggesehen – jetzt ernten wir die Radikalisierung

Der zunehmende Zulauf zu rechten Jugendgruppen in Dresden und anderen Teilen Sachsens ist kein Zufall. Es ist das direkte Ergebnis jahrelanger politischer Versäumnisse. Während Extremisten junge Menschen mit Antworten ködern, hat die Politik oft nur mit Mahnwachen und wohlklingenden Präventionsprogrammen reagiert – zu spät, zu schwach, zu weit weg vom Alltag der Betroffenen.

Wer heute überrascht tut, dass Jugendliche empfänglich für radikale Botschaften sind, sollte sich fragen: Wo waren echte Alternativen? Wo waren Investitionen in Jugendzentren, Sozialarbeit, politische Bildung oder digitale Aufklärung? Wo war die klare Haltung gegen rechtsextreme Netzwerke – nicht nur in Talkshows, sondern auf dem Schulhof und im Chatverlauf?

Die Radikalisierung junger Menschen ist auch ein Ausdruck politischer Leerstelle. Wenn die demokratische Mitte nicht präsent ist, wenn sie nicht zuhört, nicht handelt – dann drängen andere nach. Wer das auf Dauer zulässt, trägt Mitverantwortung für eine Generation, die den Glauben an die Demokratie verliert, bevor sie sie überhaupt verstanden hat.

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